Redakteur Dirk Breyvogel
Redakteur Dirk Breyvogel

Seitdem am 27. September 2009, also vor gut 1450 Tagen, Schwarz-Gelb vom Wähler den Auftrag erhielt, die Regierung zu bilden, stellten die Demoskopen jede Woche dieselbe Frage: „Was würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?“ Am Sonntag nach 18 Uhr kennen wir endlich die Antwort auf diese Frage. Dann ist das Fell des Bären verteilt.

Vorher, und das gehört dazu, wird kräftig spekuliert. In den letzten Jahrzehnten hat die Demoskopie, die nicht etwa Fakten liefert, sondern Einstellungen, Stimmungen oder Wünsche der Bevölkerung aufzeigt, an Bedeutung zugenommen. Das hat Gründe. So hat die immer losere Parteienbindung, durch das Abnehmen gewerkschaftlicher und kirchlicher Bindungen, auch die Arbeit der Demoskopen verändert. Die Erweiterung des Parteiensystems mit der Gründung der Grünen und die Folgen der Wiedervereinigung haben diesen Prozess weiter verstärkt.

In den letzten vier Jahren dagegen beinhalteten die Aussagen der Demoskopen wenig Schwankungen, auch wenn die täglichen Wasserstandsmeldungen derzeit ein anderes Bild vermitteln könnten.

Demnach stellt sich die Lage wie folgt dar: Die Union ist stabil, die Kanzlerin beliebt. Die SPD hat sich auf einem im Vergleich zu früheren Wahlen niedrigen Niveau stabilisiert, wächst leicht. Die Grünen schwächelten zwar zuletzt, zehren aber weiter von den Werten, die ihnen der Fukushima-Gau ermöglichte. Die FDP leidet. Je länger die Legislaturperiode dauert, desto stärker sind ihre Existenzängste. Die Linke wird wohl sicher in den Bundestag einziehen. Spannend wird sein, wie die Alternative für Deutschland abschneidet. Die Euro-Kritiker sind die große Unbekannte.

Schon öfters wurden die Demoskopen erst am Wahlabend überrascht. Da stellte sich nämlich heraus, dass das, was man vorher sagt, und dass, was man wählt, nicht immer übereinstimmen.