Zu „Alt-Archiv wandert 2017 nach Wolfenbüttel“ vom 17 Dezember:.

Historische Bauten, Denkmäler, Kirchen usw. werden gepflegt, erhalten, möglichst im ursprünglichen Zustand. Sie sind einem Ort eigentümlich, sie sind das äußere Gesicht. Sie charakterisieren den Ort.

Genauso verhält es sich mit den in einem Ortsarchiv zusammengetragenen, sorgfältig geordneten und registrierten Urkunden, Akten, verschiedenen Schriftstücken, die die kulturelle, wirtschaftliche Orientierung, Bedeutung eines Ortes erläutern, erzählen. Die gesammelten Schrift- und Druckdokumente sind das Ergebnis geistiger Auseinandersetzungen im Laufe der Jahrhunderte im Hinblick auf das Wachsen eines Ortes. Sie sind ein unveräußerlicher Bestandteil eines Ortes. Sie sind der Ort.

Der Vorgang der Auslagerung von Archivalien hat eine Schöninger Parallele. Bevor die Stadt Schöningen ab 1968 ein unter Karl Rose amtliches Stadtarchiv einrichtete, waren es – wie Karl Rose, Heimatforscher, Chronist 1886-1985, berichtet – zwei bedeutende Hobby-Archivare, die wertvolle Akten sammelten, Stadtkämmerer Bernhard Schönert (1842-1898) und Stadtkämmerer Hermann Berking (1862-1945).

Als Schönert starb, gab es noch kein organisiertes Archiv. Daher übergab seine Witwe im Sinne ihres verstorbenen Mannes wertvolle Archivalien an das Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel. Dr. Paul Zimmermann, der damalige Leiter, bestätigt mit Schreiben vom 29. Juli 1904 den Eingang von 196 Positionen und verspricht bei Bedarf das eine oder andere gewünschte Stück zu übersenden. Ob das jemals stattfand, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise wurden entsprechende Akten aus Schöningen im Landeshauptarchiv eingesehen.

Für mich sind Dokumente, Urkunden usw. geistiges Eigentum der Stadt, gehören in die Stadt und, wenn Historiker, Fachwissenschaftler, Studenten, allgemein Interessierte Akteneinsicht wünschen, müssen sie das jeweilige Archiv vor Ort besuchen und kennenlernen.

Dokumenten-, Akten-, Urkundensammlungen sind das geistige Eigentum einer Stadt, sind ein Teil der Stadt und gehören in die Stadt.

Hans-Günter Appuhn, Schöningen

Kulturgut in Helmstedt halten

Ebenfalls zum Thema Alt-Archiv:

Im Ton großer Zufriedenheit wird von der Verlagerung des Helmstedter Stadtarchivs in das Staatsarchiv in Wolfenbüttel berichtet. Ich kann diesen Umzug nur in hohem Maße bedauern. Einen Schatz wie das Archiv wegzugeben, kann nur seinen Grund darin finden, den Wert nicht zu kennen oder sich in Not zu befinden. Ich kann keinen dieser Gründe im vorliegenden Falle erkennen.

Das Gegenteilige hätte stattfinden müssen. Das Archiv hätte in den Blick der politischen Parteien, der Verwaltung und der Öffentlichkeit gerückt werden müssen, und nicht der Weggang, sondern die Befestigung in Helmstedt hätte das Thema sein müssen.

Durch die Weggabe jedoch gibt es wiederum noch weniger Gründe, Helmstedt zu besuchen, sich nach Helmstedt zu wenden. So schwindet die Attraktion, besonders für Menschen mit Interesse an der Vergangenheit der Stadt, an kulturellen Fragen weiter.

Wäre nicht die Zusammenlegung oder Zusammenarbeit von Stadt- und Landkreisarchiv eine viel bessere Möglichkeit gewesen, Kulturgut in Helmstedt zu halten ?

Joachim Giermann, Helmstedt