Zu „Sigmar Gabriel: Mir geht es nicht um Geld“ vom 27. Januar:

Warum wird so ein Geschrei um Gabriels Entscheidung gemacht, zur Deutschen Bank zu gehen? Stimmt, er hat in der Position als SPD-Vorsitzender diese ob ihres Geschäftsgebarens öfter kritisiert, aber das kann doch nicht bedeuten, dass er nach seiner politischen Karriere dort nicht einen Aufsichtsratsposten annehmen kann. Da er als Politiker den Ruf hatte, sich nicht so leicht „verbiegen“ zu lassen, kann sein Mitwirken in der Deutschen Bank doch nur von Vorteil sein. Und es wird dort wohl auch so gesehen, einen Mann zu bekommen, der die Entscheidungsfähigkeit und das Durchsetzungsvermögen hat, um dem Unternehmen auf einen besseren Weg zu helfen.

Gabriel kann nach dem Ende seiner politischen Tätigkeit jetzt auch auf der unternehmerischen Seite weiter für die Zukunft Deutschlands und seiner Wirtschaft etwas tun. Und das ist doch gut – oder was spricht dagegen?

Jochen Eckolt, Braunschweig

Was macht Gabriel dann mit dem Geld?

Ebenfalls dazu:

Ein Arbeitnehmer, der von einer DGB-Gewerkschaft aufgestellt in den Aufsichtsrat eines Unternehmens gewählt wird, muss laut Satzungsbeschluss des DGB einen Teil seiner Vergütung an die Hans-Böckler-Stiftung oder an eine ähnliche gemeinnützige Einrichtung abführen. Nun wird Herr Gabriel in den Aufsichtsrat bestimmt und nicht gewählt. Da ich annehme, dass Herr Gabriel Mitglied einer Gewerkschaft des DGB ist, bestätigt hat, weiterhin sozialdemokratisch zu denken und zu handeln und es ihm nicht um das Geld geht, vermute ich, dass er sich solidarisch zeigt und den Teil seiner Vergütung nach dem Satzungsbeschluss des DGB abführt. Bei 100.000 Euro sind es 86.000 Euro, die vom Einkommen steuerlich absetzbar sind, wenn sie an die Hans-Böckler-Stiftung überwiesen werden. Oder liege ich mit meiner Vermutung falsch?

Rudolf Käse, Braunschweig

Das Theater hat eine Chance vertan

Zu „Macht Iphigenie noch Sinn oder kann die weg?“ vom 27. Januar:

Der Theaterkritiker hat völlig recht mit dieser harschen und eindeutigen Kritik. Es ist eine Zumutung, dass im Kleinen Haus der Text von Goethes „Iphigenie“ drei Stunden lang herunterdeklamiert wird, um ihn lächerlich zu machen. Begleitet wird dies von allerhand Albernheiten. Einziger Zweck der Übung: Wir zeigen euch, was ihr davon habt, wenn ihr unser schönes Regie-Theater nicht wollt. Damit stößt man nicht nur die herkömmlichen Theater-Besucher vor den Kopf, sondern man vergeht sich an den Schülern, für die das Stück auf den Spielplan gesetzt wurde. Die Aussagen des Dramas sind nämlich aktuell wie lange nicht. Sie sind ein Aufbegehren gegen ein „Das war schon immer so, das behalten wir bei“. Es wird gezeigt, wie Vorbehalte gegen Fremde überwunden werden können. Schüler können lernen, nicht die eigene Kultur überlegen gegen die der stumpfen Barbaren auszuspielen. Und so dumm, dass sie das nicht an diesem Text lernen könnten, sind unsere Schüler nicht. Man muss ihnen nur den Weg dazu ebnen, den Zugang eröffnen. Lehrer können das, das Theater traut es sich nicht zu.

Wolfgang Froben, Braunschweig

Trump hatte keine Stimmen-Mehrheit

Zum Leserbrief „Kein Anhänger von Trump wird umfallen“ vom
27. Januar:

Der Leserbriefschreiber behauptet, Trump sei „tatsächlich und wahrhaftig von der Mehrheit der US-Bürger gewählt“ worden. Die Wahrheit ist eine andere und für jedermann nachlesbar. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 gewann Hillary Clinton die Mehrheit der Wählerstimmen, und zwar mit einem Vorsprung von fast 3 Millionen Stimmen. Trump wurde nur Präsident, weil das Wahlmännerkollegium („Electoral College“), ein archaisches, von den Gründervätern der Vereinigten Staaten geschaffenes Gremium, mehrheitlich für Trump votierte. Dieses aus der Zeit gefallene Gremium bescherte den US-Amerikanern und der Welt auch im Jahr 2000 – trotz einer Mehrheit der Wählerstimmen für Al Gore – einen Präsidenten George W. Bush, welcher dann bekanntlich den völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak anzettelte und damit den Nahen Osten ins Chaos stürzte. Auch Trump gewogene Leser sollten bei der historischen Wahrheit bleiben und hier keine „alternativen Fakten“ verbreiten.

Ulrich Willmer, Schwülper