Zu „Polizeigewalt wird untersucht“ vom 18. September:

Endlich wird das Problem von unabhängiger Seite untersucht. Als ehemaliger Polizeibeamter kann ich schreiben: Das ist dringend notwendig. Die Ergebnisse sind erschreckend. Wenn die Gewerkschaft der Polizei zudem versucht zu relativieren, dass man keine Anzeige erstatten würde, weil man eigenes Fehlverhalten gezeigt hat, zeugt von Realitätsferne. Um auf Fehlverhalten unserer uniformierten Dienstleister adäquat reagieren zu können, müssen dringend Dienstnummer oder Name gut sichtbar auf der Dienstkleidung angebracht werden. Zudem ist eine unabhängige Einheit aufzubauen, die bei der Staatsanwaltschaft angesiedelt ist und bei Anzeigen von Bürgern gegen Polizisten ermittelt, damit dies nicht die eigenen Kollegen tun müssen und damit die Aufklärung erschwert wird. Damit will ich nicht alle Polizisten unter Generalverdacht stellen, aber auch sie müssen sich an Recht und Gesetz halten, auch wenn ihnen das in manchen Situationen sicher schwer fällt.

Michael Beck, Wolfenbüttel

Der Maler haftet dem Tod Erhabenheit an

Zum Leserbrief „Das Bild sollte als Mahnung dienen“ vom 17. September:

Kriege bringen Tod und Zerstörung, und kommt dies in einem Bild nicht zum Ausdruck, ist es kein Mahnmal – auch wenn dies der Leserbriefschreiber im Falle des Hoeck-Bildes so sehen möchte. In geradezu gefährlicher Weise werden vom Maler Tod und Verderben uminterpretiert in einen ästhetisch überhöhten Feuersturm, dem sogar eine gewisse Erhabenheit anhaftet. Die Idylle der Bauernkate scheint nicht gestört; sie tut ein Übriges, den Betrachter auf eine falsche Fährte zu locken – weg von der grausamen Realität, hin zu einer vermeintlichen Oase der Friedlichkeit. In der Tat kann das Bild einen mahnenden Zweck erfüllen, und der steht und fällt meines Erachtens mit einer möglichst zutreffenden inhaltlichen Deutung. Da bringt es Martin Jasper in bestechender Weise mit der Kurzformulierung „Zynismus in Öl“ auf den Punkt! Er enttarnt damit den Urheber des Gemäldes als Verfechter der nationalsozialistischen Ideologie und empfiehlt das Bild damit nachfolgenden Generationen als eindringliche Mahnung, sich nicht von falschen Propheten verführen zu lassen.

Margret Giese, Wolfenbüttel

Unredliches Verhalten des Journalisten

Zu „Der rechte Scharfmacher“ vom 17. September und den Leserbriefen zu diesem Thema:

Es steht nicht zur Debatte, dass Aussagen von Björn Höcke in der Vergangenheit grenzwertig bis unmöglich waren. Dennoch ist der Abbruch dieses Interviews kein Einzelfall. Etwa wurde ein Interview vom thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow im Juli 2018 wiederholt, nachdem Ramelow wegen einer missliebigen Frage drohte, das Interview abzubrechen. Und erst kürzlich: Altkanzler Gerhard Schröder bricht ein Interview ab, als er wegen einer Ehebruch-Klage befragt wurde. Wie gesagt, ich habe kein Verständnis für die Äußerungen von Björn Höcke, allerdings befindet er sich in „guter“ Gesellschaft. Trotzdem ist das Vorgehen des Journalisten nicht als redlich zu bezeichnen, denn der Politiker hatte sich auf Fragen zur aktuellen Position der AfD Thüringen in Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen eingestellt. Sicher wären die gestellten Fragen zu thematisieren gewesen – nur ausschließlich? Der Aussage des Autors des Leserbriefs „Ein gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit“ trete ich entschieden entgegen. Wer sich in stereotype Diffamierungen und Verunglimpfungen gegenüber den Mitgliedern einer demokratisch wählbaren Partei, die auf der Basis des Grundgesetzes agiert, verfängt und keinen Millimeter darüber hinaus weiter denkt, ist genau das: intolerant.

Annegret Hamecher, Braunschweig

Mitleid mit Höcke geht gar nicht

Ebenfalls dazu:

Ob der ZDF-Journalist nun objektiv war oder nicht, ist weniger wichtig, er ist einfach nur naiv. Wie kann man Höcke so ein Forum bieten, wenn man dessen Ansichten besser totschweigen sollte? Wie kann man glauben, Neo-Nazi-Parolen bekämpfen zu können, indem man den Täter zum Opfer journalistischer Inquisition macht. Mitleid mit Höcke geht gar nicht. Die Pressefreiheit gerät doch nicht in Gefahr, wenn das ZDF auf solche kostenlose AfD-Propaganda verzichtet. Ich teile die Befürchtungen der Autorin des Leserbriefs „Schlechte Arbeit des Journalisten“.

Volker Mewes, Braunschweig