Zu „Darf der Staat Hausbesitzer enteignen?“ vom 6. April:

Da brennt aber der Baum, wenn jemand auf den Gedanken der Enteignung kommt. Reflexartig haben sich unsere Immo-Experten – vor allem Politiker – zu Wort gemeldet und den Unternehmen den Rücken gestärkt. Hört sich ja auch extrem fies an dieses „Enteignen“. Wie war das eigentlich damals, als riesige Anteile der sozialen Wohnungsbau-Liegenschaften verschenkt oder günstigst veräußert wurden? Hat das irgendjemand aus dem Volk gemerkt?

Andersherum geht das immer mit der Enteignung einher. Die damaligen Entscheider müssten aus meiner Sicht alle erst einmal ein paar Jahre in den Bau. Ein findiger Stab an externen Beratern gehört selbstverständlich auch dazu. Unternehmen die so angeeigneten Immobilien wieder abzusprechen, wird unmöglich sein.

Nicht unmöglich wäre es gewesen, rechtzeitig gegenzusteuern und echte Beschränkungen für den Markt zu schaffen. Die bisherigen „Regularien“ haben – wie ihre Erschaffer – komplett versagt. Es wird weiter so laufen, wie wir das bereits etwa vom Strom, Wasser oder Müll kennen. In den Großunternehmen reibt man sich die Hände und kassiert weiter kräftig ab.

Herbert Reinecke,
Braunschweig

Zum selben Thema:

Wegen der steigenden Mieten in den Großstädten nun als Allheilmittel die Enteignung der großen Immobilienkonzerne zu fordern, lenkt ab von der katastrophalen Fehlentscheidung von Bund, Ländern, Gemeinden und auch der Deutschen Rentenversicherung, ihre Wohnungsbaugesellschaften zur Haushaltskonsolidierung an Immobilienhaie zu verkaufen. Erst dadurch sind diese großen Wohnungskonzerne mit Gewinnorientierung und ohne Sozialverpflichtung entstanden. Auch in Braunschweig sind Teile der städtischen Wohnungsbaugesellschaft und die neben den Landkreisen Peine, Helmstedt und Wolfenbüttel mehrheitlich der Stadt Braunschweig gehörende GWK Wohnungsbaugesellschaft Braunschweig-Land komplett verkauft worden. Heute ist diese Gesellschaft zum Spielball von Spekulanten geworden. Die Diskussion über Enteignungen lenkt auch davon ab, dass sich die öffentliche Hand seit Jahren aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zurückgezogen hat.

Friedrich Fingerhut, Braunschweig