Zu „Schilff: Polizei hat 1,5 Millionen Überstunden“ vom 8. Januar:

Der Artikel hat mich an eine Bahnfahrt vom März 2018 erinnert. Ohne es zu ahnen, geriet ich in einen Zug mit Eintracht-Fans auf dem Weg zum Spiel gegen FC St. Pauli. Bis Uelzen begleiteten mich lärmende, grölende, Hasslieder brüllende „Fahrgäste“. Das Rauch- und Alkoholverbot wurde nicht befolgt, Durchsagen des Zugführers verlacht. Kein Schaffner ließ sich blicken. Ich befand mich in einem rechtsfreien Raum. Beim Aussteigen bot der Waggon das Bild eines Schlachtfeldes. Im „metronom“ nach Hamburg sorgten bereits beim Einstiegen zwei bis drei Polizisten an jeder Tür, ein großes Polizeiaufgebot, dafür, dass sich die Fans gesitteter verhielten. Eintracht- und St. Pauli-Fans wurden gleich zu Beginn getrennt. Wir anderen Reisenden hatten durch die Anwesenheit der Polizei wieder Rechte. Die Rechnung für diese Art Fußball-Leidenschaft müssen nicht nur Polizisten mit Überstunden (manchmal auch mit Verletzungen) oder wir Fahrgäste (mit entwürdigenden Fahrtbedingungen und Verspätungen) bezahlen, sondern sicher auch die Steuerzahler. Wird von ähnlich desolaten Bahnfahrten in den Medien deshalb so selten berichtet, weil sie bereits zur „Normalität“ eines jeden Fußball-Wochenendes gehören?

Johanna Weber, Ribbesbüttel

Zum Leserbrief „Über die Altersversorgung wird bisher nur unehrlich diskutiert“ vom 9. Januar:

Endlich wird das Thema der staatlich verordneten sozialen Ungerechtigkeit nochmals deutlich geschildert. Weit mehr als 20 Millionen Rentner sind betroffen. Die Altersarmut nimmt seit über zehn Jahren nachweislich zu. Damals habe ich eine Rentnerinitiative gegründet, um bei den Verantwortlichen Gehör zu finden. Geändert hat sich leider nur sehr wenig. Schließlich sägt kein politischer Entscheidungsträger den Ast ab auf welchem er sitzt. Was spricht denn gegen soziale Gerechtigkeit? Warum zahlen nicht alle in die Rentenkasse ein? Es will doch niemand einem Pensionär, (Beamten) Selbstständigen oder Politiker etwas wegnehmen. Auch muss Schluss sein mit den Entnahmen aus der Rentenkasse – man kann durchaus von einer Plünderung sprechen. Meine Verwandten in Frankreich treffen den Nagel auf den Kopf, wenn sie sagen, dass der „Deutsche Michel“ zu bequem geworden ist. Dort wird vorgemacht, wie das Volk etwas erreichen kann. Eine gelbe Weste hat schließlich fast jeder zu Hause oder im Auto. Es bleibt abzuwarten, wann den kommenden Generationen die zwangsläufig kommende Altersarmut bewusst wird.

Walter Bromberger, Braunschweig

Zu „Weil widerspricht Nahles: Hartz IV zu großen Teilen richtig“ vom 29. Dezember:

Manchmal frage ich mich, welche Kompetenz ein Politiker ­– hier Herr Weil – mitbringt, um zu urteilen dass das Hartz-IV-System in Ordnung sei. Mir kommt es so vor, als ob er nur das nachplappert und auf dem beharrt, was vor Jahren die SPD-Doktrin war. Um seine Aussage abzumildern, redet er von Nachbesserung. Aber kein Wort darüber, dass Hartz IV arm macht. Ich nenne es politisch gewollte Armut und Verhöhnung von denen, die in die Arbeitslosigkeit geraten. Bei der Heranziehung von Vermögen wird kein Unterschied gemacht, ob es für die Altersvorsorge mühselig angespart worden ist. Wie sagt doch der Staat: „Spare für deine private Altersvorsorge!“ Aber nur so lange, bis du im Hartz IV-System landest, denn dann musst du bis zur Freigrenze alles verbrauchen. Und im Alter bist du wieder vom Staat abhängig.

Ministerpräsident Weil weiß nicht, wovon er spricht. Da er selber nicht davon betroffen ist, kann er große Reden schwingen. Es gibt genug Politiker, die arbeitslosen Menschen unterstellen, nicht arbeiten zu wollen.

Stefan Wiegele, Braunschweig