Alle Leserbriefe beziehen sich auf unsere Berichterstattung über die Kündigung von Ralf Beil durch das Kunstmuseum in Wolfsburg:

Ich bin Mitglied im Freundeskreis des Kunstmuseums Wolfsburg. Die Entlassung von Dr. Beil durch die Kunststiftung Volkswagen hat mich maßlos empört. Dr. Beil ist ein vorzüglicher Museumsleiter. Er hat großartige Ausstellungen realisiert. Aufgabe der Kunst ist es unter anderem auch, Kritik zu leisten an kritikwürdigen Taten und Erscheinungen. In einer offenen Gesellschaft ist faire Kritik zu dulden. Damit muss man sich offen und selbstkritisch auseinandersetzen. Eine Kunststiftung, die das nicht leistet, hat nichts mit Kunst und Demokratie zu tun, sondern ist lediglich Interessensvertreter des Volkswagenwerkes. Diesem würde aber gerade der angemessene Umgang mit Kritik wohl anstehen. Die Entlassung von Dr. Beil schadet der Kunststiftung, dem Volkswagenwerk und dem Kunstmuseum Wolfsburg! Ich fordere daher: Rücknahme der Kündigung und eine offizielle Entschuldigung gegenüber Dr. Beil und der Öffentlichkeit! Ein VW-Mann darf nicht das Ruder eines unabhängigen Kunstmuseums übernehmen!

Klaus-Dieter Männche, Wolfsburg

Kunstmuseum in die Autostadt verlegen

Ich empfehle, die Situation zu nutzen und das Kunstmuseum in die Autostadt zu verlegen. Personal ist schon da und die Wege sind kürzer.

Clemens Kindt, Braunschweig

Wehret den Anfängen...

Da sind sie wieder, diejenigen, die hell wache, auch quer denkende Menschen als Bedrohung empfinden, diejenigen, die andere mundtot machen, diejenigen, die beschädigen wollen, andere aus Angst vor der Wahrheit zum Schweigen bringen. Das rigorose Kündigen von Menschen, die unsere Gesellschaft so sehr braucht, da sie sensibel dazu auffordern, hinzusehen, hinzuhören, sich auseinanderzusetzen mit den Konsequenzen unseres Tuns, erschreckt. Dr. Ralf Beils künstlerisches Wirken hinterlässt vielfältige, reiche Spuren in unserer Region und seine Kündigung ein großes Misstrauen gegenüber einer machtvollen Sorte Mensch, die es zwar immer gab, aber – so nehmen wir zur Kenntnis – auch aktuell hartnäckig gibt. Kunst will berühren und es braucht den Mut, berühren zu wollen – und unsere Welt braucht Meinungsvielfalt, um gut gestaltet werden zu können.

Anke und Matthias Stanze, Braunschweig

Von Respekt, Toleranz und Freiheit keine Spur

Es zeugt von Schwäche, dass man keine Kritik und keine Kritiker ertragen kann. Die Führungsriege unserer Gesellschaft hat wieder einmal in erbärmlicher Weise gezeigt, was sie unter demokratischer Kultur und den Werten Respekt, Toleranz und Freiheit versteht.

Roland Beilner, Wolfsburg

Was wir zu denken haben

Dass die Kunststiftung Volkswagen meint, einem so hervorragenden und in der Kunstszene weit über unsere Grenzen hinaus anerkannten Direktor wie Herrn Dr . Beil von einem Tag auf den anderen zu kündigen, erstaunt schon. Sie tut sich selbst damit keinen Gefallen, und der Zeitpunkt sowie die Art und Weise der Kündigung lassen jeglichen Anstand vermissen. Gerne lässt sich die Kunststiftung Volkswagen als großer Unterstützer der Kunst und Kultur in unserer Region feiern, so lange Kunst keine kritischen Fragen stellt. Leider ist dies nicht das erste Mal, dass die Kunstszene zu spüren bekommt, wie schnell Verträge aufgelöst und Finanzmittel entzogen werden, wenn eine Ausstellung sich nicht „weichgespült“ und im Sinne der Mächtigen präsentiert, sondern aktuelle, kritische Themen aufgreift. Wollen wir ernsthaft darauf verzichten uns kritischen Impulsen zu stellen und uns im Spiegel der Kunst eine eigene Meinung zu bilden? Ich bin entsetzt und ich frage mich, in welchem Land leben wir eigentlich, wo diktiert wird, was wir zu denken haben.

Hanna Märgner-Beu, Braunschweig

„Oil“-Ausstellung wird andernorts stattfinden

Ich hatte mich besonders auf die “Oil“-Ausstellung gefreut – aber anscheinend übt hier ein Konzern, der mit Kunstförderung unsere Steuergelder spart, gleichzeitig Zensur! Nur als Versuch, diese Ausstellung zu verhindern, ist dieser hektische Rauswurf zu begreifen. Erdöl ist ein schmutziges Geschäft – Korruption, Kriege, Ölpest, Erpressung und Morde im Auftrag mächtiger Ölkonzerne gehören thematisiert, passen aber anscheinend nicht ins „Kunst“-Verständnis bei VW. Die Ausstellung wird anderenorts stattfinden, und auch dieser Rauswurf wird zur politischen Dimension ihrer Geschichte gehören – und dürfte für VW zum Bumerang werden. Ich höre schon den Hohn über die „neue Unternehmenskultur“.

Jörn Hansen, Braunschweig