Zu den Leserbriefen zur Windenergie vom 12. Juli:

Auch wenn es eine unbequeme Wahrheit ist: An der Energiewende führt (aufgrund der Endlichkeit unserer Ressourcen) kein Weg vorbei, und zur Minimierung der Folgen der ­wirklich nur von ganz Verbohrten geleugneten Erderhitzung gilt: je schneller, je besser.

Selbstverständlich sind heute (2018) noch nicht alle Lösungen marktreif und ökonomisch, die übermorgen (2050) erforderlich sind. Aber aktuell (circa 35 Prozent regenerativer Stromanteil am Strommix) sind zahlreiche Öko-Techniken marktreif und häufig kostengünstiger als fossil oder atomar erzeugter Strom – Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse als speicherbare Energieform. Und solange der Deutsche Wetterdienst halbwegs funktioniert, sind wir noch meilenweit von einem Netz-Zusammenbruch entfernt. Also nicht jammern, sondern machen.

Auf der Verbraucherseite sieht es ähnlich aus: Es sind noch riesige wirtschaftlich und ohne Komforteinschränkungen erschließbare Potenziale vorhanden, sowohl was den absoluten Energieverbrauch betrifft, als auch was die mögliche Regelung und Angebotsanpassung an fluktuierende Energieformen angeht. Ich wiederhole: ohne Einschränkung unserer Komfortansprüche!

Speichertechnologien sind marktreif, aktuell noch recht teuer, aber mit steil sinkenden Kosten. Vor allem aber muss die Speicherfrage immer im Zusammenhang mit der Verteilfrage betrachtet werden, und es sollte möglich sein, in 30 Jahren das europäische Stromnetz der Erfordernis nach auszubauen. Und es ist sicherlich gut zu wissen, dass a) die jetzt schon erschlossenen skandinavischen Speicherreserven (Stauseen) für die Pufferung des winterlichen deutschen Energiebedarfs bereits jetzt ausreichen, b) die südlichen Länder ihr Stromverbrauch-Minimum im Winter haben (wenn die Klimaanlagen nicht laufen), wenn wir unser Maximum haben, und c) bei steigenden Ölpreisen (was als gesicherte Annahme für das Jahr 2050 gelten darf) auch die Power-To-Gas- oder Fuel-Technologien bei „Gratis-Stromangebot“ (weil Überschüsse) rentabel sein werden.

Also überhaupt kein Grund, die Energiewende als gescheitert anzusehen. Im Gegenteil, 35 Prozent am Stromanteil ist eine Menge, die wir vor 20 Jahren als absolut utopisch angesehen haben, und es geht ja weiter…. Dass diese Regierung mit einer endlosen Reihe von Fehlentscheidungen oder Maßnahmen zugunsten der großen Konzerne die Energiewende mehr boykottiert als gefördert hat, ist ein anderes Blatt. Die Bevölkerung aber hat mit unglaublicher Energie und hohem Engagement die Energiewende dennoch vorangetrieben, und so wird es hoffentlich auch bleiben! Je länger wir damit zaudern, desto teurer (in allen Aspekten!) wird es für unsere Kinder!

Thomas Röver, Braunschweig

Wen wundert da noch der Lehrermangel

Zu „Mit den Ferien arbeitslos“ vom 10. Juli:

Lehrer bekommen nur Zeitverträge, gleichzeitig beklagen die Schulen Lehrermangel. Wen wundert’s?! Wer will schon beim Berufsstart Arbeitslosigkeit einplanen und in Armut leben? Auch Lehrkräfte wollen ihre Familien ernähren können, was vom Arbeitslosengeld ja nicht möglich ist.

Inge Küneke, Braunschweig

Bukarest zeigt, was falsch läuft in der EU

Zu „Antikorruptionschefin in Bukarest entlassen“ vom 10. Juli:

Dieser Fall zeigt exemplarisch, was in der EU falsch läuft. Erst nimmt man ein wirtschaftlich rückständiges Land in die Union auf. Dann fließen Milliarden Fördergelder zur Entwicklung nach Bukarest. Wen wundert es eigentlich, wenn dann die Korruption einsetzt? Jetzt schaut die EU-Kommission hilflos zu, wie einflussreiche Politiker in Rumänien die Bekämpfung der Korruption behindern wollen.

Horst Gerike, Hannover

Franz Josef Strauß ist kein Vorbild

Zum Kommentar „Einigt Euch!“ vom 30. Juni:

Ich hoffe im Gegensatz zum Kommentator, dass sich kein Politiker je ein Beispiel an Franz Josef Strauß oder seiner Familie, Max und Monika, nehmen wird. Dieser Politiker war getrieben von „Gier und Macht“, wie die Süddeutsche Zeitung schrieb. Die Zahl seiner Affären übertrifft alles bisher in der deutschen Politik Dagewesene: Fibag, HS-30, Starfighter, Spiegel-Affäre, Geschäfte mit Karlheinz Schreiber sind noch lange nicht alles. Dazu kommt seine Verteidigung der Apartheid sowie seine Freundschaft mit Pinochet, der für Zehntausende von Ermordeten und noch mehr gefolterten Menschen die Verantwortung trägt. Wenn dieser Strauß für die neue Realpolitik stehen soll, wie es sich der Kommentator wünscht, dann gute Nacht.

Manfred Bräuer, Braunschweig