Hannover.

Zu „Nach langem Streit steht fest: Reformationstag wird Feiertag“ vom 20. Juni:

Es ist eine unglückliche Entscheidung, dass der Reformationstag Feiertag wird. Es ist befremdlich, dass die Bedenken vom Tisch gewischt wurden. Ein Feiertag sollte möglichst viele Menschen zur gemeinsamen Begehung vereinen. Beim Reformationstag ist das Gegenteil der Fall. Er ist Symbol für die Trennung der Christen in zwei Konfessionen, die sich früher sehr fremd gegenüberstanden.

Als Katholik hat man – jedenfalls in den ersten Jahren der Bundesrepublik – durchaus fühlen müssen, dass die Protestanten den „richtigen“ christlichen Glauben haben, während die Katholiken im alten Glauben zurückgeblieben sind, den Fortschritt leugnen und etwa mit der Heiligenverehrung Menschen anbeten. Allerdings waren meine Klassenkameraden Mitte der 50er Jahre fair zu mir und sahen in mir den Experten für „katholische Fragen“.

Vor vielleicht 35 Jahren wurde mir klar, dass es in den vier norddeutschen Ländern (mindestens) zwei Feiertage weniger gibt als im Rest der Republik. Ich brachte deshalb bei einem CDU-Parteitag in Braunschweig den Antrag auf eine „Harmonisierung der Feiertagsregelung“ ein. Das umschrieb vorsichtig: Zwei freie Tage mehr für Niedersachsen. Der Antrag wurde an den Landesausschuss verwiesen und dort „beerdigt“, nach dem Motto: „Wir von der CDU können doch nicht für weniger Arbeit sein“. Das heutige Bedauern der Industrie ist durchsichtig, zielt es doch darauf ab, den Zwei-Tage-Wettbewerbsvorteil zu erhalten; jetzt bleibt nur noch einer.

Hans Ochmann, Braunschweig