Wolfsburg.

Zum Artikel „Der Mensch ist gottgleich“ vom 12. Mai:

Es ist erfreulich, dass die 2004 gegründete Giordano-Bruno-Stiftung sich relativ schnell durch regionale Gruppen ausbreitet und Aufklärungsarbeit leistet über die nun wirklich längst unglaubbar gewordenen Thesen der Kirchen über die Ursache des Auftauchens unseres Universums, des Lebens und schließlich des Menschen.

Von Religion geht nur dann kein gesellschaftlicher Schaden aus, wenn sie auf naturphilophischer Bewertung und logischer Ausdeutung des naturwissenschaftlich erforschten Faktenmaterials über Strukturen und Prozesse des Seins sich ausnahmslos stützt. Und, wenn sie hinsichtlich Erkenntnisgewinn lebendig bleibt, also auf Verkündung ewiger Wahrheit verzichtet.

Eine solche Religion kann keinen personalen oder gar personifizierten Gott verkünden. Sie wird keinen geistgezeugten und jungfräulich geborenen Erlöser von einer ersponnenen Erbsünde erfinden. Auch mit Teufel und Dämonen wird sie nicht schrecken. Sie kann hingegen Sinnhaftigkeit des Seins und die hohe Bedeutung des Menschen im kosmischen Geschehen als sehr wahrscheinlich aufzeigen.

Auch ihre Lehren werden nicht die Qualität von Wahrheit haben, sondern von Glauben, weil absolute Wahrheit in grundlegenden Fragen bezüglich wer, warum, womit, auf welche Weise hat das Sein hervorgerufen, grundsätzlich nicht mit der Qualität von Wahrheit beantwortbar ist. Wir stehen nicht über raumzeitlichem Sein, sondern sind Teil davon und können somit keine raumzeitliches Sein überschreitende Forschung anstellen. Das wäre aber notwendig, wollte man über Ursachen des Seins Fakten ermitteln und nicht - was nur möglich ist - begründbare Vermutungen anstellen.

Rätselhaft ist mir, wie es zu der Überschrift des Artikels gekommen ist. Weder dürfte sich Bruno dahingehend geäußert haben, noch kann ich mir vorstellen, dass eine solche Aussage von den Gründern der Regionalgruppe Braunschweig gemacht wurde.

Ferner ist es nicht richtig, von einer wertfreien Weltanschauung zu sprechen. Werte wie Humanität, Toleranz, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Solidarität u.a. positiv besetzte Eigenschaften gehören selbstverständlich zu Merkmalen einer Weltanschauung mit Zukunftsperspektive

Roland Sommer, Wolfsburg