Der Abgeordnete Güntzler (CDU) sitzt im Wirecard-Untersuchungsausschuss. Er sagt: Minister Scholz wird sich unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.

Der Bilanzskandal um den früheren Dax-Konzern Wirecard kostet den Chef der Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, nach wachsendem Druck den Job. Der Göttinger CDU-Politiker Fritz Güntzler begrüßt den Neuanfang an der Spitze der Finanzaufsicht. Für Güntzler ist Hufelds ehemaliger Dienstherr, Olaf Scholz, Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat, damit aber noch nicht aus der Kritik.

„Ich frage mich wirklich, warum Scholz so lange die schützende Hand über Hufeld gehalten hat“, sagte Güntzler unserer Zeitung. Der Göttinger sitzt für die CDU im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages. Die Bafin habe die Kritik an Wirecard nicht ernst genommen. „Sie hat sogar Anzeige gegen Journalisten gestellt, die seit Jahren auf den Betrug hingewiesen haben“, sagte Güntzler, zu dessen Wahlkreis auch ein Teil des Harzes zählt.

Das Interview mit Fritz Güntzler lesen Sie hier: CDU-Fachmann aus Göttingen: Für Wirecard war niemand zuständig

Fritz Güntzler (CDU) ist Mitglied des Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages.
Fritz Güntzler (CDU) ist Mitglied des Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages. © privat

Aktionäre haben mehr als 20 Milliarden eingebüßt

Wirecard aus München galt jahrelang als aufstrebendes Finanztechnologie-Unternehmen und war zwischenzeitlich sogar in den Dax aufgerückt. Allerdings wies Wirecard nach Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft seit 2015 Scheingewinne in Milliardenhöhe aus, ohne dass Aufsichtsbehörden und Wirtschaftsprüfer etwas bemerkten. Aktionäre haben mehr als 20 Milliarden Euro eingebüßt.

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Güntzler ist der Ansicht, dass der Fall Wirecard für Finanzminister Scholz nach dem Abgang Hufelds noch längst nicht ausgestanden ist. „Der Blitzableiter von Scholz ist nun weg“, so Güntzler. „Der Minister selber steht aber nach wie vor in der Kritik.“ Güntzler, der gelernter Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist, kündigte bereits an: „Scholz wird sich unangenehme Fragen vor dem Untersuchungsausschuss gefallen lassen müssen.“

Hufeld zeigt sich reumütig

Der Jurist Hufeld, der die Bafin seit März 2015 führte, hatte die Vorgänge rund um Wirecard als „Schande“ bezeichnet und von der „entsetzlichsten Situation“ gesprochen, in der er jemals einen Konzern in der ersten deutschen Börsenliga gesehen habe. Der Bafin-Chef hatte sich zugleich selbstkritisch zur Rolle der Aufsicht geäußert: „Wir sind nicht effektiv genug gewesen, um zu verhindern, dass so etwas passiert.“