Braunschweig. Welche Rolle spielen im Fall von Corona die fliegenden Säugetiere? Eine direkte Übertragung schließen Experten aus. Aber wer ist der Zwischenwirt?

Man hört, dass Fledermäuse in China möglicherweise das Coronavirus übertragen. Wie sicher sind Haustiere in der Region vor der Infektion durch Fledermäuse? Können Hunde oder Katzen das Virus an den Menschen weitergeben?

Das fragt ein Leser, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Die Antwort recherchierte Dirk Breyvogel.

Professorin Melanie Brinkmann, Virologin an der TU Braunschweig und am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, in Braunschweig, beantwortet die Frage des Lesers wie folgt. „Es gibt beim derzeitigen Kenntnisstand keine Hinweise darauf, dass sich Haustiere und Menschen gegenseitig mit dem Coronavirus anstecken können“, erklärt Brinkmann. Sie warnt vor Spekulationen über die Verbreitungswege des Virus, die noch erforscht werden müssten. Dennoch sei es natürlich wichtig, eine gute Hygiene beim Umgang mit Haustieren einzuhalten, wie sorgfältiges Händewaschen, wenn man das Tier berührt habe.

Erwiesen sei, dass Fledermäuse andere Tiere mit Viren infizieren könnten – über einen Biss, den Speichel, Kot oder Urin. Dies sei zum Beispiel beim Mers-Coronavirus der Fall gewesen – das von Fledermäusen auf Dromedare übertragen worden sei und von dort weiter auf den Menschen. Wie genau das neue Coronavirus (Sars-Cov2) den Sprung von der Fledermaus auf den Menschen geschafft habe, werde derzeit intensiv erforscht. „Im Verdacht stehen hier Wildtiere als sogenannter Zwischenwirt, aber keine gängigen Haustiere.“

Es gebe aber auch Beispiele dafür, dass Fledermäuse den Menschen direkt infizieren können – zum Beispiel mit dem Virus, welches die Tollwut verursache. „Dabei muss man sich aber fragen, wer davon betroffen sein könnte, denn das müssen Menschen sein, die häufigen und direkten Kontakt mit Fledermäusen haben, wie beispielsweise Höhlenforscher. Aber, wann kommt die breite Bevölkerung in direkten Kontakt mit den Tieren?“, fragt die Wissenschaftlerin. „Eigentlich, so gut wie nie.“

Rasante Ausbreitung

Professor Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, hatte bereits vor Wochen in einem Statement sein Erstaunen zum Ausdruck gemacht, wie rasant der Erkenntnisgewinn in der Medizin über den Coronavirus wachse. Man sei in einem Stadium, in dem man „über wissenschaftliche Publikationen und auch über eigene Untersuchungen an Patienten auch hier in Deutschland einiges lernt, was wir noch vor einer oder zwei Wochen nicht wussten“, hatte Drosten gegenüber der Nachrichtenplattform SCM gesagt.

In dem Zusammenhang erläuterte der Virologe auch die Frage, welche Rolle die Fledermaus bei der Ausbreitung der Infektionskrankheit spielen könnte. Auch er warnt, wie HZI-Expertin Brinkmann auch, davor zu glauben, die Zusammenhänge schon heute zu kennen. „Es gibt nichts Gesichertes. Was gesichert ist, dass das letztendliche ökologische Reservoir all dieser Coronaviren bestimmte Fledermaus-Arten sind, die Hufeisennasen-Fledermäuse.“ Dieses Virus werde wahrscheinlich, wie andere Viren auch, Zwischenwirte haben, da der Mensch Fledermäusen in der Regel nicht nahe genug käme.

Wer ist der Zwischenwirt?

„Bei Sars waren das Carnivore, also Schleichkatzen oder Marderhunde, die Viruspositiv gefunden wurden und die auch gehandelt und gezüchtet werden. Und man wird in solchen Arten jetzt auch wieder suchen.“ Dass das Virus durch ein Schuppentier übertragen wurde, glaubt Drosten hingegen nicht. „Ich halte das für biologisch nicht sehr sinnvoll. Schuppentiere fressen keine Fledermäuse.“ Man vermute eher eine „carnivore“, also eine fleischfressende Tierart, die Fledermäuse jagt. Der Virologe aus Berlin warnt jedoch vor Verschwörungstheorien, wenn es darum geht, warum sich der Coronavirus so schnell weltweit ausbreitet. „Ich denke, es ist einfach so, dass dieses Virus schon einen bisschen längeren Anlauf hatte, um auf den Menschen überzuspringen.“

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