Braunschweig. Die Bloggerin und Influencerin Louisa Dellert lebt Nachhaltigkeit vor. In ihrem Alltag versucht sie umweltfreundlich zu leben.

Louisa Dellert ist weit über die Grenzen Braunschweigs bekannt. Der 30-Jährigen folgen rund 380.000 Menschen bei Instagram. Seit 2017 betreibt sie einen kleinen Laden mit ihren Freundinnen Katharina Wysocki und Vanessa Meier. Das Geschäft namens Naturalou befindet sich in der Friedrich-Wilhelm-Straße 46 in Braunschweig. Darin bieten die Drei vor allem nachhaltige Produkte wie festes Shampoo, Öko-Spülschwämme oder auch Postkarten an. Plastik findet sich dort nur selten.

Seit etwa drei Jahren beschäftigt sich die gebürtige Wolfenbüttelerin mit dem Thema Nachhaltigkeit, Umweltschutz und einem gesunden Leben. Bekannt wurde sie jedoch als Fitnessbloggerin, doch dann stellte sie ihr Leben um. Im Rahmen der Klimaserie unserer Zeitung hat sie sich mit Tobias Schneider über das Thema Nachhaltigkeit und ihr Leben unterhalten.

Louisa, wie nachhaltig gestaltest du dein Leben?

Ich würde nie über mich selbst sagen, dass ich zu 100 Prozent nachhaltig lebe. Das funktioniert nicht – und es gibt bestimmt auch ein paar Punkte, wo ich mir sage: „Diesen Luxus gönne ich mir jetzt.“ Deswegen probiere ich es, in anderen Bereichen so nachhaltig wie möglich zu sein. Im Badezimmer habe ich zum Beispiel feste Seifen oder festes Deo stehen. Ich gehe auch in den Unverpackt-Laden und nehme meine eigenen Gläser und Boxen mit und fülle die Lebensmittel dort hinein.

Wo ich nicht komplett nachhaltig bin, ist das Fliegen. Ich bin dieses Jahr einmal geflogen. Das ist einer dieser Luxuspunkte, den ich mir gönne und in den Urlaub fliege. Wenn ich das aber mit früher vergleiche, ist das schon weniger geworden. Vor drei Jahren bin ich noch in einem Jahr mindestens zehn Mal geflogen – damals habe ich mich nicht mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz beschäftigt. Seitdem diese Themen aber so aufgekommen sind, achte ich schon darauf.

Alles hat einen Anfang. Wie kam der Wandel von einer Fitness-Influencerin zu einer Umwelt- und Nachhaltigkeitsbloggerin? Gab es bei dir ein bestimmtes Schlüsselereignis?

Ja, solch ein Ereignis gab es. Ich war mit meinem damaligen Freund im Urlaub in Kalifornien. Dort hat dann eine Frau einfach eine Zigarette ins Meer geworfen. Das hat mich tierisch aufgeregt. Ich habe die Person angesprochen und sie darum gebeten, dass sie die Zigarette aufheben und in den Müll bringen soll. Das war meinem Freund damals richtig peinlich. Ich hingegen war über mich selbst überrascht. Das war auch der erste Berührungspunkt mit dem Thema Umwelt und der Frage: „Warum schmeißt man Sachen eigentlich weg?“

Eine weitere Situation war wieder in meinem Urlaub – dieses Mal auf der Insel Malta. Ich wollte damals so ein typisches Unterwasserbild haben. Aber dann schwamm überall um mich herum nur Müll – es war einfach richtig dreckig. Da habe ich mich gefragt: Wie kommt der Müll eigentlich hier hin und muss das alles sein?

Dann habe ich für mich entschieden, dass ich dagegen etwas tun möchte. Und dank Greta Thunberg und „Fridays for Future“ ist das Thema nun auch richtig groß und bekannt geworden.

Du hast „Fridays for Future“ angesprochen: Was sagst du zu dieser Bewegung?

Ich finde es super, was die machen. Ich bin sehr davon überzeugt, dass die Politik das Thema Klima nicht so auf der Agenda hätte, wenn es „Fridays for Future“ nicht gäbe – dieser Druck wäre dann einfach nicht da. Die Bewegung hat so viel dazu beigetragen, dass da jetzt etwas getan wird.

Und was hältst du von den Umweltaktivisten von „Extinction Rebellion“, die Straßen blockieren und Fabriken lahm legen?

Auch diese Bewegung finde ich super, solange niemand verletzt wird. Es ist für mich ganz wichtig, dass es nicht gewalttätig wird. Natürlich können dadurch viele nicht mit dem Auto zur Arbeit, bekommen dadurch vielleicht auch ein bisschen Ärger. Ich glaube aber, dass es ganz wichtig ist, zu zeigen, dass wir jetzt an einem Punkt sind, an dem ein Großteil der Bevölkerung will, dass sich etwas verändert.

Louisa Dellert im Interview mit unserer Zeitung.
Louisa Dellert im Interview mit unserer Zeitung. © Louisa Dellert | LAURA HOFFMANN WWW.JUNALA.DE

Du wolltest auch was bewegen und hast einen Shop ins Leben gerufen. Seit wann gibt es diesen und wie kam die Idee, etwas Nachhaltiges anzubieten?

Den Online-Shop gibt es seit fast zwei, den Store in Braunschweig seit anderthalb Jahren. Zuerst war nur geplant, dass ich mir hier in Braunschweig ein Büro suche. Ich wollte nicht mehr von Zuhause aus arbeiten. Dann habe ich aber dieses Ladenlokal gesehen und mir gedacht, dass da auch ein paar Produkte reinpassen würden. Und dann dachte ich mir: Ich baue mir dort einen kleinen Schreibtisch rein, biete Produkte an und habe zeitgleich ein Treffpunkt für meine Community.

Woher kommen die Produkte die du anbietest?

Die kommen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Die Seifen kommen beispielsweise aus einer Manufaktur aus Deutschland. Andere Produkte kommen aber auch aus den Niederlanden oder aus anderen Teilen Europas. Wir haben aber auch zwei Produkte, die aus China kommen. Da achten wir aber darauf, aus welcher Manufaktur das kommt – und welche Arbeitsbedingungen dort herrschen. Das, was aus China kommt, kompensieren wir durch eine Vielzahl an Sachen aus Deutschland oder der Region. Was ich aber dazu sagen möchte, ist, dass für mich Kompensieren nicht gleich eine Entschuldigung ist. Wir versuchen damit, transparent umzugehen.

Du verschickst auch Pakete über deinen Online-Shop. Jetzt ist das Verschicken nicht gerade die umweltfreundlichste Variante… Wie stehst Du dazu?

Auch da muss man ehrlich mit umgehen. Natürlich probieren wir die Sachen aus, die am nachhaltigsten sind. DHL-Go-Green ist momentan die einzige Möglichkeit, die dort angeboten wird. Ich rate aber unseren Kunden oder auch meinen Followern, dass sie zusammen bestellen und vorher zu überlegen, was sie genau brauchen. Wir achten schon auf diesen achtsamen Konsum. Wir machen auch nicht beim Black-Friday oder ähnlichen Angeboten mit. Das steht natürlich alles im Zwiespalt: Einerseits möchte man Geld reinbekommen und wirtschaftlich arbeiten, andererseits will man den Leuten den achtsamen Konsum näher bringen. Ich glaube, dass sich das auch auf langer Sicht auszahlen wird.

Die Infuencerin ist bei Instagram sehr erfolgreich.
Die Infuencerin ist bei Instagram sehr erfolgreich. © Lars Rücker | Lars Rücker

Wie ist das bei deiner Familie? Versuchst du, sie von deiner Art zu leben zu überzeugen?

Nein, gar nicht. Ich halte vom Überzeugen nichts. Das mache ich auch nicht bei meinen Freunden. Ich mache mein Ding – und wenn jemand sich da etwas abschauen möchte, schaut er sich etwas ab. Ich selbst möchte aber auch nicht belehrt werden, was richtig und was falsch ist. Zu Weihnachten gab es für jeden eine feste Seife aus meinem Store. Meine Oma hat sich gefreut, weil sie es eh nicht anders kennt. Mein Vater und sein Mitarbeiter haben jetzt auch nachhaltige Kaffeebecher in der Firma eingeführt – sie kaufen sich nicht mehr diese Einwegbecher.

Zu einem nachhaltigen Leben gehört auch, auf die eigene Ernährung zu achten. Wie ernährst du dich?

Ich bin Vegetarierin. Da ich aber besonders viel Gemüse esse, bin ich fast schon vegan unterwegs. Wir haben in Hornburg eigene Hühner, deren Eier ich auch esse – und Käse esse ich ebenfalls. Ich glaube aber nicht daran, dass sich die Welt irgendwann komplett vegan oder vegetarisch ernähren wird. Ich glaube auch nicht, dass das dann so gut wäre. Ich finde, man sollte einfach darauf achten, wieviel Fleisch man isst und woher es kommt. Andersherum sollten Veganer oder Vegetarier den Fleischessern nicht vorwerfen, dass sie sich so ernähren, wie sie sich ernähren.

Du hast angesprochen, dass sich die Welt nicht komplett vegan ernähren wird. Wie sieht denn die Welt in deinen Augen in 25 Jahren aus?

Die Industriestaaten sollten versuchen, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Wir können allerdings nicht komplett auf Plastik verzichten, Plastik ist in bestimmten Bereichen sinnvoll. Wichtig sind die Kreisläufe, damit man möglichst viel wiederverwenden kann. Genauso ist es bei E-Autos, bei Handys und so weiter… Recycling ist schon mal ein guter Ansatz, um die Welt ein Stück weit besserer zu machen.