Braunschweig. 270 Kilometer umfasst die Strecke. Das Projekt soll auch der Verkehrssicherheit dienen.

Unser Leser Jaroslaw Swiderski schreibt auf unserer Facebook-Seite:

Auf der A2 kracht es täglich, gerade im Bereich Braunschweig. Da trägt so eine Teststrecke sicherlich zu noch mehr Unsicherheit bei.

Zum Thema recherchierte Johannes Kaufmann

Unfälle auf der A2 zwischen Braunschweig und Hannover sind nahezu an der Tagesordnung. Und gerade da will das Land nun einen wissenschaftlichen Versuch starten? „Genau darum geht es uns doch. Wir wollen Verkehrswege technisch immer besser und damit sicherer machen“, sagt Stefan Wittke, Sprecher des niedersächsischen Verkehrsministeriums zur Kritik unseres Lesers. Gerade auf einer so viel befahrenen Strecke wie der A2, deren Ausbau „in den Sternen“ stehe, könne intelligente Technik die Sicherheit erhöhen.

Darum will das Land nun mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig Systeme erproben, die den Fahrer unterstützen. Wirklich autonome Fahrzeuge stünden erst ganz am Ende dieser Entwicklung, vorerst gehe es darum, bereits bestehende Assistenzsysteme wie Abstandswarnung, automatischen Spurwechsel- oder Bremssysteme zu optimieren und neue zu testen, erklärt Wittke.

Noch in diesem Jahr soll damit begonnen werden, die Infrastruktur einzurichten. „Das sind vor allem Sendemasten, Radargeräte und Mobilfunkanlagen am Fahrbahnrand“, sagt der Sprecher des Verkehrsministeriums. Außerdem müssten für die verschiedenen Messungen die Fahrbahnmarkierungen perfekt sein. Falls nötig müssten diese ausgebessert werden, was kurzfristig zu Verkehrsbehinderungen führen könnte.

Die Kosten von fünf Millionen Euro für die ersten vier Abschnitte teilen sich das Land und das DLR. Die Installation der Infrastruktur soll noch 2017 fertiggestellt werden. Für weitere Module sind noch einmal etwa zwei Millionen Euro eingeplant. Kern des Projekts ist die bereits bestehende Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) des DLR in Braunschweig. Die Forscher des DLR erproben hier beispielsweise die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur wie Ampeln und Kreuzungen.

„Jeder Verkehrsweg hat seine eigenen Anforderungen“, sagt Stefan Wittke. Deswegen wird das Testfeld neben dem Stadtverkehr auch Abschnitte der Autobahnen 2, 7 und 39 zwischen Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter und Hannover umfassen sowie Bundes- und Landstraßen – insgesamt 270 Kilometer.

Damit fällt das Projekt umfassender aus als die Teststrecke für autonomes Fahren auf der A9. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) habe „zufällig“ entschieden, diese Strecke in Bayern einzurichten, sagt Wittke. Der Reaktion auf die Forderung des niedersächsischen Verkehrsministers Olaf Lies (SPD) nach einem ähnlichen Projekt in Niedersachsen sei verhalten ausgefallen.

„Wir brauchen diese Forschung und Entwicklung hier“, gibt Wittke die Überzeugung seines Ministers wieder und verweist auf Unternehmen wie Volkswagen, Continental und Bosch. Die hätten ein großes Interesse, ihre Techniken zum automatisierten Fahren hier weiterzuentwickeln. In Bayern hätten die dortigen Unternehmen die bessere Karten.

Langfristig erhofft sich das Verkehrsministerium durch die hier erprobten Assistenzsysteme einen insgesamt „sichereren und geschmeidigeren Verkehr“ mit weniger Unfällen und weniger Staus.

Lesen Sie dazu auch einen Artikel über das Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) (klicken).