Wolfsburg. Compagnien aus Brasilien, Kanada, USA und Großbritannien widmen sich den Herausforderungen des kulturellen Erbes durch die aktuellen Zeitfragen.

Von weitem sieht die neue Veranstaltungshalle der Autostadt schon fast fertig aus, nur der Bühnenturm muss noch verkleidet werden. Innen dagegen wird noch einiges zu machen sein, bevor hier am 18. Juli mit einer Mitarbeitervorstellung das 17. Movimentos-Festival eröffnet wird.

Doch man liegt im Zeitplan, und Geschäftsführer Claudius Colsman zeigte sich bei der Programmkonferenz Donnerstagmorgen entsprechend sicher. “Das Festival wegfallen zu lassen, war angesichts der auch vom Publikum so kräftig nachgefragten Marke Movimentos keine Option”, betonte er. Da habe man den engen Zeitplan eines Jahres für die Realisierung des Neubaus gewagt.

Movimentos diesmal in neugebauter Halle

Das bisher genutzte Kraftwerk steht nicht mehr zur Verfügung, weil dort wider Energie erzeugt wird. Die Hafen1 genannte neue Halle sei im Übrigen über Movimentos hinaus für VW-Veranstaltungen für die nächsten zwölf Monate schon ausgebucht.

Diese Tanzkompanien kommen zu Movimentos nach Wolfsburg

Sao Paulo Dance Company
Sao Paulo Dance Company © Silvia Machado
Companhia de Danca Deborah Colker
Companhia de Danca Deborah Colker © Autostadt Wolfsburg
Russell Maliphant Company
Russell Maliphant Company © Yannis Bournias
Sao Paulo Dance Company
Sao Paulo Dance Company © Silvia Machado
Movimentos Akademie
Movimentos Akademie © Privat
Companhia de Danca Deborah Colker
Companhia de Danca Deborah Colker © CAFI
Companhia de Danca Deborah Colker
Companhia de Danca Deborah Colker © CAFI
L.A. Dance Project
L.A. Dance Project © Erin Baiano
L.A. Dance Project
L.A. Dance Project © Erin Baiano
Les Ballets Jazz de Montreal
Les Ballets Jazz de Montreal © Thierry du Bois
Russell Maliphant Company
Russell Maliphant Company © Yannis Bournias
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Bernd Kauffmann, künstlerischer Leiter des Festivals von Anbeginn, machte sich also ans Werk und präsentierte nun einen Spielplan mit fünf internationalen Compagnien ganz nach seiner Fasson. Sie zeigen ausschließlich deutsche Erstaufführungen, drei der Compagnien sind schon bei Movimentos gewesen. Leitthemen sind wiederum Fragen rund um den Selbstwert des Menschen in einer industrialisierten Welt, die Auseinandersetzung mit seinen kulturellen Wurzeln und inwieweit sie in Zeiten des Klimawandels und der bedrohten Natur helfen.

Festival konzentriert sich dieses Jahr auf den Tanz

Ein moralisches Festivalmotto wie in den vergangenen Jahren erspart man sich allerdings wohltuend. Auch bleibt das Festival diesmal auf seinen Ausgangspunkt, den Tanz, beschränkt, was eine richtige Konzentration ist. Am deutlichsten wird der immer auch nachdenkliche Ansatz von Movimentos wohl an dem Stück “Dog without Feathers”, das die Brasilianerin Deborah Colker mit ihrer Companhia de Danca vom 1. bis 4. August nach Wolfsburg bringt.

Es handelt auf Basis eines Gedichts von einem entlegenen Fluss in Brasilien und den Bewohnern dieser oft trocken fallenden Gegend, zusätzlich bedroht durch die Folgen des Klimawandels. Aus Brasilien kommt auch die Sao Paulo Dance Company, für die Edouard Lock ein Stück über den Brand des Nationalmuseums in Sao Paulo erarbeiten wird.

Blick in die Kulturgeschichte Südamerikas und Großbritannien

Diese Uraufführung im Auftrag von Movimentos will sich dem zerstörten kulturellen Erbe Südamerikas widmen. “Das Museum hat die Kunstäußerungen des ganzen Kontinents gesammelt, die nun alle verbrannt sind”, so Kaufmann. Die Company zeigt vom 19. bis 21. Juli außerdem “Gnawa” von Nacho Duato, der mit eigener Compagnie schon oft in Wolfsburg zu sehen war, und “Agora” von Cassi Abranches, die mit der brasilianischen Grupo Corpo einst in Wolfsburg tanzte.

Blick in den Neubau der Veranstaltungshalle für Movimentos

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Einen Rückblick in die eigene Kultur bietet auch der Brite Russell Maliphant, der mit dem griechischen Musiker Vangelis die Mythen und Traditionen Griechenlands untersuchen will. Ihr “The Thread” ist vom 15. bis 18. August in Wolfsburg zu sehen. Thread heißt Faden und spielt auf den Ariadne-Faden an, an dem sich Theseus aus dem Labyrinth hinauswand.

Benjamin Millepied, bekannt aus „Black Swan“, zeigt sein Stück „Homeward“

Nicht zurückblicken darf eigentlich der griechische Sänger Orpheus, als er seine Frau Eurydike aus der Unterwelt befreien will. Unter dem Titel “Orpheus Highway” schildert Benjamin Millepied diesen Mythos vor dem Hintergrund des heutigen Amerika neu. Der nach kurzer Zeit vom Amt des Pariser Ballettchefs zurückgetretene Choreograph war zuvor Tänzer beim New York City Ballet und ist bekannt auch aus dem Film “Black Swan” und als Gatte von Natalie Portman.

Er bringt vom 8. bis 10. August mit seinem L.A. Dance Project außerdem sein Stück “Homeward” und seine “Bach Studies” nach Wolfsburg. Vom 24. bis 27. Juli werfen Les Ballets Jazz de Montréal einen Blick zurück auf Person und Schaffen des populären kanadischen Musikers Leonard Cohen, der 2016 starb.

Die Farbe des modernen Tanztheaters im engeren Sinn fehlt im aktuellen Programm, dafür steht dann Gregor Zöllig, Braunschweigs Tanzdirektor, der im Rahmen der Movimentos-Akademie ein Stück mit Amateuren von 16 bis 36 erarbeiten wird.

Keine Movimentos-Aufführungen in den Theatern in Wolfsburg und Braunschweig

Daniel Martins vom Tanzenden Theater Wolfsburg zeigt drei neue Stücke, die er mit der Tanzklasse aus Amateuren von 9 bis 22 Jahren einstudiert. Die Akademie-Stücke von Zöllig und Martins sind am 24. und 25. August auch im Hafen1 zu sehen, nicht wie früher im Theater Wolfsburg bzw. Staatstheater Braunschweig.

Karten gibt es ab Montag, 8. April, unter anderem bei der Konzertkasse unter (0531) 16606 sowie an weiteren bekannten Vorverkaufsstellen.