„Irgendjemand muss den Job ja machen.“

Kennen Sie den Windchill-Effekt? Dabei geht es um den Unterschied zwischen tatsächlicher und gefühlter Temperatur in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit. Auf ein ähnliches Phänomen der Sinnestäuschung treffen wir alltäglich in unzähligen Lebensgemeinschaften weltweit. Die Rede ist von der Hausarbeit, deren Ausmaß tatsächlich größer ist, als es sich für den flüchtigen Betrachter „anfühlt“. Doch irgendjemand muss den Job ja machen: Mutti. (Um die Zeitlosigkeit dieses Missstands zu unterstreichen und für die Älteren unter uns, erinnere ich an Johanna von Koczians unvergessenen Titel „Das bisschen Haushalt“, eine Art frühen, wenn auch fruchtlosen Protestsong der 1970er). Höchste Zeit, nachzulegen, befand Ángela Rodríguez, Staatssekretärin für Gleichstellung in Spanien. Sie kündigte darob eine App an. Damit könne jeder sehen, wie viele Arbeitsstunden man aufwendet und die Arbeit neu verteilen, versprach Rodríguez Medienberichten zufolge jetzt vor einem UN-Komitee in Genf. Noch ein Vorteil: Mit diesem wunderbaren Programm würden auch eher unsichtbare, jedoch elementare Aufgaben dargestellt. Sie wissen nicht, wovon die Rede ist. Dachte ich mir. Sagen wir, es dauert – konservativ berechnet – 20 Minuten, die Küche auf Vordermann zu bringen. Doch zuvor muss jemand Spül- und Putzmittel nachgekauft oder die Einkaufsliste zusammengestellt haben. Wer macht’s? Mutti? Na, dann werden die Karten jetzt mal neu gemischt…