„Wen interessiert das?!“

Neulich schrieb der werte Kollege Philipp Engel in seiner „Dark Mode“-Kolumne über den Neuerwerb einer Etikettiermaschine. Möge sie ihm viel Freude bereiten. Ich finde es ja mal ganz schön, wenn Dinge unetikettiert bleiben. Wo du gehst und stehst, haben sich Sprücheklopfer bedeutungsschwer verewigt. Kaum eine Fußmatte ohne „Sweet Home“-Aufdruck, auf dem Handtuch prangt „Du benutzt mich nur“ oder wahlweise „Gott ist treu“, auf der Gartenbank „Lieblingsplatz“. Wen interessiert das?! Allerorten schreien Statements nach Aufmerksamkeit: „Bier ist billiger als Benzin, fahr nicht fort – sauf im Ort“ steht auf einem fremden T-Shirt-Bauch, der sich mir mitteilungsfreudig entgegenreckt. Die Physiotherapeutin hat sich „Nicht alle, die ziellos herumlaufen, sind verloren“ auf den Unterarm tätowieren lassen. Warum? Selbst der Glückskeks macht einen auf Scherzkeks: „Wenn du auf ein Zeichen gewartet hast, hier ist es.“ „Warn hatta Tach“ steht auf dem Wagen vor mir. „Nein, ich habe KEINE Kundenkarte“, schreit der Stoffbeutel, den ein anderer Spaßvogel der Kassiererin grinsend vor die Nase hält. Der Kosmetikhersteller hat „Dankeschön!“ auf seine Cremedosen gedruckt. Ein Schokofabrikant schmückt Pralinenschachteln mit „liebevollen Botschaften“. Prima, kannste Mutti den Süßkram wortlos rüberschieben, ohne dir einen abzubrechen. Im Möbelprospekt entdeckte ich jüngst einen dieser hippen Industrial-Design-Tische, auf dessen Stahlbeinen „Be your fucking self!“ stand. Jetzt reicht’s! Ich lass mich doch nicht von einem x-beliebigen Möbel therapieren...