Das eigentliche Problem des Club of Rome hat nicht mit Daten und Jahreszahlen zu tun, sondern mit dem Menschen- und Gesellschaftsbild.

In der E-Paper-Sonntagsausgabe stimmte diese Zeitung in das Loblied auf „Die Grenzen des Wachstums“ ein. Der Club of Rome habe 1972 für sein epochales Werk (30 Millionen Exemplare in 30 Sprachen) nicht in die Glaskugel geschaut, sondern mit „Rechenmodellen“ gearbeitet – wie es sich „für gute Prognosen gehört“.

Doch bekanntlich sind Prognosen schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Und man kann über das Buch vieles sagen, aber mit einer guten Prognose hat es etwa so viel zu tun wie Lothar Matthäus mit Quantenphysik.

Kritiker monieren die falschen Vorhersagen zum Versiegen von Rohstoffquellen. Noch vor der Jahrtausendwende sei es mit Öl vorbei, Kupfer, Aluminium und weitere wichtige Metalle würden zur gleichen Zeit zur Neige gehen. Doch 2000 wurden weltweit knapp 40 Prozent mehr Öl gefördert als 1972, und heute ist es noch mehr. Ähnliches gilt für die Metalle. Für China prognostizierte man im Jahr 2000 ein Bruttosozialprodukt von 100 US-Dollar pro Kopf. Heute liegt es bei mehr als dem 100-Fachen. Wie konkret diese Vorhersagen gemeint waren, ist umstritten. Trotzdem dürfte „Die Grenzen des Wachstums“ zu den größten Reinfällen wissenschaftlich verbrämter Glaskugelguckerei zählen – mit Paul Ehrlichs „Bevölkerungsbombe“ (1968), das nicht zufällig denselben autoritär-menschenverachtenden und freiheitsfeindlichen Geist atmet. Ehrlich hatte furchtbare Hungersnöte vorhergesagt und für die drastische Beschränkung des Bevölkerungswachstums plädiert. Dass auch im Club auf Rome die Vorstellung vorherrschte, Menschen seien vor allem Ressourcenfresser und keine Innovationsschöpfer, zeigt eine Aussage des Club-Mitbegründers Alexander King zur Malariabekämpfung: „Mein Problem ist, dass es die Überbevölkerung verstärkt.“ Hier liegt das eigentliche Problem – nicht in Daten und Jahreszahlen, sondern im Menschen- und Gesellschaftsbild sowie im zutiefst fehlerhaften Wirtschaftsmodell. Wachstum löse keine Probleme, sondern sei die Wurzel allen Übels. Bevölkerung, Kapital und Umweltverschmutzung wüchsen exponentiell, Innovationen aber nicht. Doch es wurden nicht nur Ölvorkommen erschlossen, deren Förderung 1972 als unmöglich galt, neue Technologien haben auch ganz andere Materialien zu Wertstoffen gemacht. Das Ende der Steinzeit kam eben nicht durch einen Mangel an Steinen, sondern weil der Mensch etwas Besseres erfand als den Faustkeil.

Dieselbe Denke bestimmt den Report des Clubs von 2012. Nun bringt die Klimakatastrophe die Apokalypse. Wieder liebäugelt man mit planwirtschaftlichen Lösungen. China wird gelobt wegen seiner „Fähigkeit zu handeln“, „Kapitalismus und Demokratie“ hingegen werden unter „die eigentlichen Ursachen“ für ihre Kurzsichtigkeit kritisiert. Die Propheten des Untergangs hängen weiterhin der Illusion an, komplexe und chaotische Systeme nicht nur berechnen, sondern sogar steuern zu können – eine Anmaßung.