„Nette Kollegen jagt man nicht ins Bockshorn.“

Als wir neulich in der Redaktion ein Leserfoto beäugten, das schafige Ziegen zeigte oder auch ziegige Schafe, jedenfalls Viecher mit krummen Hörnern, kam die Frage auf, wieso man eigentlich über „gehörnte“ Ehemänner spricht (eher wohl: sprach). Auch vom „Hörner aufsetzen“ ist (eher wohl: war) in Sachen Ehebruch gern die Rede. Ich wollte, wie das üblich ist, schnell nachgucken und dann so tun, als ob ich schon vor langem übers Wort „gehörnt“ gehirnt hätte, da ploppte auf meinem Bildschirm eine Nachricht auf. Sie kam von unserem neuen, in der ganzen großen Mediengruppe aktiven, besser gesagt hyperaktiven, nämlich in unzählige Gruppen unterteilten Chat-Tool. Sie lautete: „Meissner hat Allgemein in Allgemein erwähnt.“

Wie? Wo war ich? Wer bin ich? So eine Botschaft bringt einen völlig aus dem Konzept. Zumal, ich möchte jetzt kein Porzellan zerschlagen, aber ich kenne keinen Meissner. Und „Allgemein in Allgemein“? Ich wollte schon „Och, immer diese Allgemeinplätze…“ zurückchatten, aber dann fand ich es peinlich, unbekannte und bestimmt sehr nette Kollegen ins Bockshorn zu jagen. Ins was? Schon fällt mir mein Thema wieder ein: Also das mit dem „Hörner aufsetzen“ ist kaum zu fassen. Um kastrierte Hähne (Kapaune) kenntlich zu machen, wurden ihnen in der guten alten Zeit die Sporen abgeschnitten und in den Kamm gesetzt. Da sahen sie dann halt gehörnt aus, die armen Viecher. Ganz schön hirn- und herzlos, oder? Gut, dass das mit dem „Hörner aufsetzen“ so gut wie vorbei ist. Zumindest mit der Redensart…