„Die Jungs bestehen auf Originalfassung. Ich finde, das ist Snobismus.“

Unsere Hitliste „Zehn Klassiker, die du gesehen haben musst“ werden sie mir eines hoffentlich noch sehr fernen Tages als Grabbeigabe in die Grube werfen müssen. Und dabei ein bisschen beschämt aus der Wäsche gucken, weil sie es zu Lebzeiten ihrer Mutter nicht gebacken bekommen haben, alle zehn gemeinsam mit mir zu gucken. Dabei habe ich diese Liste in zähem Ringen mit ihrem Vater, das teils in nächtelangen Diskussionen gipfelte, die auch schon mal von der konstruktiven cineastischen Seherfahrungsebene in blinden „Du-hast-ja-von-nichts-ne-Ahnung“-Destruktivismus kippen konnten, allein auf das inständige Bitten der Jungs hin zusammengestellt. Dass das Weglassen der (mindestens) 78 anderen unbedingt im Leben noch zu sehenden Filme ein den Geburtswehen nicht unähnliches Unterfangen ist, weiß jeder, der je über das ZDF-Mittwochskino hinausgekommen ist. Warum wir es dennoch seit Bestehen der Liste nicht geschafft haben, alle wegzugucken? Weil die Jungs auf Originalfassung bestehen. „Shining“, diese Gezeitenwende im Horrorgenre von Stanley Kubrick, auf Deutsch? Totale Verhunzung, bärmeln sie. Das wäre ein ganz anderer Film, ach was anderes Genre, eher Komödienstadl! Horror! Geht ums Verrecken nicht. Ich finde, das ist Snobismus. Oder nagt da in Wahrheit die Einsicht an mir, dass mein Schulenglisch arthritisch geworden ist?