Sieben Jahre im Verlag sind im Vergleich zu anderen Kollegen nicht viel. Und doch vergeht die Zeit wie im Flug, sammeln sich allerhand Ereignisse, Erlebnisse und Erfahrungen an – schöne, traurige, unangenehme, nervenaufreibende, stressige und herzerwärmende. Zu letzterer Kategorie gehören für mich ganz klar die Spendenaktionen unseres anonymen Wohltäters. Ich könnte sie bei dieser Gelegenheit in einen Topf werfen, denn jedes Mal waren die Reaktionen der Beschenkten begleitet von Staunen, Sprachlosigkeit und purer Freude. Doch nicht vergessen werde ich die letzte Übergabe, die ich im Januar begleiten durfte.

Etliche Male hat der anonyme Spender Menschen, die er nicht kennt, einen unerwarteten Geldregen beschert, um beispielsweise dem Hospiz in Gifhorn mit sage und schreibe 100.000 Euro unter die Arme zu greifen, der Tafel 20.000 Euro zu schenken oder den Meiner Grundschulkindern mit 20.000 Euro den Fortbestand des Kleinen Wagens zu ermöglichen, in dem sie sich ihre kleinen und großen Sorgen in einem geschützten Rahmen von der Seele reden können.

Unheimlich bewegend aber war für mich die Übergabe von 10.000 Euro an den Zirkus Mirage, der in Leiferde im Kreis Gifhorn gestrandet war. Familie Lauenburger hatte finanzielle Nöte, weil sie nicht weiterziehen konnte und nicht wusste, wie sie Futter für die Tiere, Heizkosten des Zelts zum Trainieren und vor allem die Versicherungen für die Fahrzeuge und Tiere bezahlen sollte. Die Gemeinde hatte sich bereit erklärt, die Kosten für Strom und Wasser eine Zeit lang zu erlassen. Denn Einnahmen gab es mangels Vorstellungen schließlich nicht.

Ich kündigte mich mit den Worten an, eine große Überraschung dabei zu haben. Mehr erfuhr die Familie nicht. Als ich im Wohnwagen saß, war die Aufregung der Familie förmlich zu spüren. Als sie erst das Plakat, das der Spender selbst gestaltet hatte, und dann das Geldbündel auf dem Tisch liegen sahen, schlug Mutter Angelina Lauenburger die Hände vor dem Mund zusammen. Tränen stiegen in ihre Augen, gefühlt 1000 Mal bedankte sie sich. „Ich habe gerade noch mit der Versicherung telefoniert, um zu klären, wie wir die Rate bezahlen können.“

Ich werde diesen Moment nicht vergessen, weil so viel Last von der Familie abfiel, so viel Erleichterung zu spüren war. So viel Geld in der Hand, das war einfach unbegreiflich. Einfach so. Ohne etwas dafür haben zu wollen, hatte ihnen ein Fremder schlaflose Nächte genommen.

75 Jahre Braunschweiger Zeitung

Dieser Text ist Teil unseres großem Themenschwerpunktes zum 75-Jährigen Bestehen der Braunschweiger Zeitung.

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