„Jegliche Form des Kaputtkloppens als ‘Vandalismus’ zu bezeichnen, ist eigentlich sogar ziemlich gemein.“

Am Eingang des schönen Schullehrgartens am Dowesee in Braunschweig hängt ein Kasten. In dem wiederum hängt ein Schild mit einem Hinweis, den ich mehr als rätselhaft finde: „Um Vandalismus zu vermeiden, bitte keine Bücher mehr ablegen!“

Inwiefern, so fragt sich der zuweilen zur Unordnung neigende Bücherfreund irritiert, leistet das Herumliegenlassen von Büchern dem Vandalismus Vorschub? Die Vorstellung, dass jemand auf einem Mäuerchen am Dowesee einen Band mit Eichendorff-Gedichten liegen sieht und sofort beginnt, in blinder Zerstörungswut ehrwürdige Bäume zu traktieren oder Schwänen den Hals umzudrehen, fällt mir schwer. Schon eher könnte ich mir vorstellen, dass ein auf Seite 455 aufgeschlagener Liebesroman auf einer Parkbank darauf wartet, dass zwei verliebte Vandalen in Sandalen vorbeischlendern und anfangen, sich was vorzulesen.

Vandalen? Verliebt? Aber ja, sie waren jetzt nicht das ganz große Buchvolk. Und ja, sie haben im Jahr 455 in Rom unter Führung ihres Chefs Geiserich (…war wohl ein arger Wüterich) viel Unheil angerichtet. Ihre Brutalität aber wurde später maßlos übertrieben. Sie waren eher normal. Jegliche Form des Kaputtkloppens als „Vandalismus“ zu bezeichnen, ist eigentlich sogar ziemlich gemein. Sagen wir: fast so gemeingefährlich wie das Herumliegenlassen von Büchern.