„Das schlunzt man nicht mal eben so weg. Ohne ein Wort oder wenigstens ein ‘Aaah’ oder ‘Oooh’.“

Jacqueline Carewicz über Bratwurst, Pornfood und jede Menge „Likes“

Gehören Sie auch zur Spezies der stillen Genießer? Schön für Sie, meine Herren. Aber nicht für Madame! Die hat sich nämlich ausnahmsweise die Finger wundgekocht, ’nen Wolf geschmort, richtig rangeklotzt in der Küche! Nicht Tüte auf, heiß’ Wasser drauf wie Mama Miracoli oder Uncle Ben. Das ist K n o c h e n a r b e i t. Das schlunzt man nicht mal eben so weg. Ohne ein Wort oder wenigstens ein „Aaah“ oder „Oooh“. Aber wehe, Monsieur lässt höchstselbst den Kochlöffel tanzen. Dann fährt er plötzlich eine ganze Armada an Lobpreisungen auf: „Muss schon sagen…mmhmmh (kaut genießerisch)…Spitzenklasse…mmhmmh (kaut immer noch)...perfekt (schluckt).“ Okay, wenn Ihnen die eigene Verzücktheit genügt, bitte. Madame braucht mehr. Und darum fotografiert sie ihre kulinarischen Meisterwerke von nun an und postet sie auf Instagram. Denn hier hagelt es Komplimente. Garantiert. Hier isst das Auge nicht mit. Hier isst n u r das Auge. Zu viel Salz, zu wenig Pfeffer? Egal, solange die Belichtung stimmt. Um die Instagram-Gemeinde ordentlich anzufüttern, wird die Speisenshow mit vieldeutigen Hashtags versehen. Was meinen Sie, wie viele „Likes“, wie viel Reichweite Sie generieren, wenn Sie die Bratwurst mit Senf und Kartoffelstampf ganz beiläufig mit #pornfood, #heißenummer oder #vorsichtscharf untertiteln. Ach, es tut sooo gut, gelobt zu werden…