Die Welt am Abgrund hat Pause, weil ich mich frage, warum meine Mitbewohner immer zielsicher die noch geschlossene Packung Frischkäse aufreißen.

Manchmal kannst du im Inzidenzfahrstuhl zwischen Stufe 35 und 50 in Turbulenzen geraten, weil du gar nicht mehr weißt, ob du dich mehr über die Verschwörungstheoretiker oder die Impfstoffmäkler echauffieren sollst. Oder ob du alles Haareraufen bleiben lässt, weil die Welt eh im Eimer ist. Wenn ich also in den Keller des Zorns durchzurauschen drohe, öffne ich den Kühlschrank, kühle runter und finde verlässlich ausreichend solides Futter für den kleinen, völlig unerheblichen Ärger für zwischendurch.

Die Welt am Abgrund hat dann Pause, weil ich mich der Frage widme, warum meine Mitbewohner immer zielsicher die noch geschlossene Packung Frischkäse aufreißen. Und nicht zuerst die angebrochene leeren. Nicht das Marmeladenglas auslöffeln, dessen Inhalt gerade noch zur Aufwertung einer Brötchenhälfte reichen würde. Warum puhlen sie regelmäßig das Versiegelte, Verschlossene auf? Wegen der pathologischen Panik vorm Mindesthaltbarkeitsdatum?

Wäre arg blöd, denn bei zwei gleichzeitig geöffneten Packungen erhöht sich doch die Möglichkeit, dass eine davon das Datum reißt! Ist das Egaleritis? Oder nur Tranigkeit? Oder schon Arroganz, weil sich große Geister gar nicht erst mit lästigen Verschlusssachen auf Kühlboden zwo befassen? Sie könnten sich dereinst mal mit der Erfindung eines intelligenten Kühlschranks mit Aufreißwarntechnik revanchieren. Wenn die Welt dann nicht eh schon im Eimer ist.