Mit Verlaub, werter Weihnachtsmann, Geschenke bringen ist nun auch nicht so eine bundesverdienstkreuzwürdige Heldentat. Die hübsch vertäuten Pakete, von denen du nicht ansatzweise eine Ahnung hast, was sich wohl unter den Schleifenbändchen verbergen mag, aus dem Jutesack zu klauben und sich dafür von beseelten Beschenkten den Rauschebart abfeiern zu lassen, ist nun wirklich keine Kunst, für die man mit höheren Volkshochschulkursweihen gesegnet sein muss. Das kriegste hin, wenn du nicht gerade zu Schnappatmung unter rotem Polyesterfilzmäntelchen neigst.

Viel entscheidender und von geradezu familienzersetzender und Scheidungsraten in die Höhe jagender Sprengkraft sind doch diese Fragen: Wer überlegt sich, was wem zu schenken ist? Wer war übers Jahr so aufmerksam, beiläufig geäußerte Wünsche im Hinterstübchen zu behalten, und wer dreht dann dem Online-Handel ‘ne Nase und schleppt diese ausgesuchten Gaben aus den Geschäften dann auch noch nach Hause, wo sie so tun müssen, als seien sie von dir gebracht, lieber Weihnachtsmann? Unser Junge, inzwischen klug kalkulierender Ingenieursstudent, richtet seine Weihnachtswünsche denn auch ebenso gendergerecht wie erfolgversprechend per Whatsapp an „die Weihnachtsfrau“. Das bin ich.