„Apropos Vergötzung: Auf das Wort „D10s“ (für „Gott“ und die Diego-10) muss man erstmal kommen.“

Ich hatte es nicht leicht in diesem Gespräch. Es ging um Diego Armando Maradona. Ich schwärmte von all den schwärmerischen Nachrufen, davon, dass die Rührung der Menschen tröstlich beweise, dass sie wahres Genie und menschliche Authentizität höher schätzten als moralisch kleinliche Urteile über Verfehlungen eines wilden Argentiniers. I wo, tönte mein Widersacher, es gehe hier nicht um kleinliche Urteile, sondern um die Erkenntnis, dass ein schlichter, zur Unsportlichkeit wie zum Größenwahn neigender, im Grunde destruktiver Kokser weder mit seinem Talent noch mit seinem Leben klargekommen sei. Die Vergötzung dieses Mannes, fuhr er fort, sei geradezu unanständig.

Aber er habe uns doch so viel gegeben, habe uns auf- und angeregt, setzte ich nach. Und apropos Vergötzung: Auf das Wort „D10s“ (für „Gott“ und die Diego-10) müsse man erstmal kommen. Auch das in Argentinien wohl klassische Zitat „Es ist mir egal, was Maradona aus seinem Leben gemacht hat – mir ist wichtig, was er aus meinem gemacht hat“, reichte ich noch nach.

„Papperlapapp, aus meinem Leben hat dieser Mann überhaupt nichts gemacht“, so lautete natürlich die Antwort, „und deshalb halte ich es für idiotisch, was man in dieser harten Zeit, nur weil ein bestimmter Ex-Fußballer gestorben ist, für einen Hermann macht...“

Tja, so läuft das halt in solchen Gesprächen. Man überzeugt sich nie. Aber immerhin hatte ich das letzte Wort: „Hermann? Pffff. Weißt du eigentlich, wie man in Argentinien heißt, wenn man ein Hermann ist? Armando.“