„Ich geriet in Wallung, als ich jetzt in einer Zeitungsnotiz das Wort „Spiegelklatscher“ entdeckte.“

Wer ist bloß dieser schöne Mann? Ja, ein Blick in den Spiegel kann so eine Frage nach sich ziehen. Wusste schon Ovid. In den „Metarmorphosen“ heißt es über den becircenden Narcissus, der sein Bild im Wasser erblickt (im Duktus der Voß-Übersetzung): „Während den Durst zu löschen er strebt, wächst ein anderer Durst nach.“ Selbstverliebtheit ist ein süßes Gift. Wer wollte dem eigenen Spiegelbild – trotz aller optischen Formschwankungen und scheuen Brechungen – nicht zumindest gelegentlich Applaus spenden? Seien wir ehrlich: Wer von uns wäre ganz und gar kein…„Spiegelklatscher“?

Sie merken es: Ich geriet in Wallung, als ich jetzt in einer Zeitungsnotiz das Wort „Spiegelklatscher“ entdeckte. Denn über unser von Eitelkeiten, Eigenlob, Selbstvermarktung und narzisstischen Gelüsten durch und durch geprägtes Leben selbstkritisch nachzudenken, das führt unweigerlich zu dem Ergebnis, dass wir alle…

Halt! Moment, ich habe mich vertan. Beim zweiten Hingucken sah ich, dass es in der „Spiegelklatscher“-Meldung in Wahrheit um einen Unfall ging. Im Polizeijargon bezeichnet das Wort, wie ich nun weiß, den Fall, dass ein Fahrer dem anderen den Außenspiegel abgedengelt hat. Bagatellschaden…öde! Hat mit Narzissmus so viel zu tun wie Spiegelei und Bauchklatscher. Mein psychosoziales Eitelkeits-Traktat sollte ich also verschieben. Stattdessen beim Einparken brav darauf achten, dass meine Selbstwahrnehmung als geschickter Fahrzeuglenker nicht durch einen Spiegelklatscher Schaden nimmt.