Am 14. Oktober 1066 gab es die Entscheidungsschlacht, besser: das Entscheidungsgemetzel um England. Mit Äxten. Mit Pfeil und Bogen.

Heute muss ich stark sein. Alle Haralds und Harolds müssen tapfer sein. Denn es jährt sich die „Battle of Hastings“. Und zum Respekt vor einer epochalen Weichenstellung, was die Geschichte Englands angeht (hat da etwa jemand das Wort „Brexit“ dazwischengeflüstert?), kommt die Sympathie, die meist den Verlierern gilt, und diese etwas alberne Solidarität mit Leuten, die den gleichen Vornamen tragen wie man selbst... Also: Am 14. Oktober 1066 gab es die Entscheidungsschlacht, besser: das Entscheidungsgemetzel um England. Mit Äxten. Mit Pfeil und Bogen. Mit Tausenden von Toten. Mit einem normannischen Sieger: „Wilhelm der Eroberer“. Und mit einem Verlierer: Harald II., letzter Angelsachse auf Englands Thron.

Was weiß man über ihn? Er ist reich, sein Vater ist der Earl of Wessex. Er hat, na klar, schwersten Zoff mit seinem Bruder. Er wird König, doch seine Regentschaft ist umstritten. Er ist gerissen, erobert Wales mit großem Geschick. Er ist mutig. Der Teppich von Bayeux zeigt ihn, wie er zwei Soldaten aus dem Treibsand eines Flusses rettet. Er hat aus taktischen Gründen eine Witwe geheiratet, die den Namen Ealdgyth trägt. Doch sein Herz gehört der inoffiziellen Gattin Eadgyth Swannesha („Edith Schwanenhals“) – was Wunder bei dem Beinamen! Aber dann die Schlacht: Er sieht schon wie der Sieger aus. Doch die Normannen werden immer stärker. Harald begeht strategische Fehler, wird in die Enge getrieben. Ein Pfeil erwischt ihn am Auge. Normannische Krieger stürzen auf ihn ein. Ein Chronist berichtet: „Man erschlug Harald und seine Getreuen. Doch wollten ihn so viele töten und herrschte so ein Gedränge um ihn herum, dass ich nicht weiß, wer ihn erschlagen hat...“

Ich weiß es auch nicht. Ich will’s gar nicht wissen. Schon gar nicht heute, am haraldschen Trauertag.