Aus den Windungen meines müden Hirns presse ich geniale Gedanken heraus – und die lachen! Eine Unverschämtheit!

Kurz vor einem veritablen Ausraster, einer Beschwerde bei der Gewerkschaft oder auch der Anrufung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte stand ich kürzlich: Mit einigen Kollegen saß ich in einer Videokonferenz. Ich im Home Office. Und während ich spreche, lacht die eine Kollegin dauernd. Ich sehe das im Augenwinkel und denke mir erst nichts dabei.

Als ich am Ende bin, lachen alle

Dann fängt der nächste an. Die sind auf lautlos, daher höre ich es nicht und sehe es nur. Ich rede weiter, sage irgendetwas sehr Kluges – da fängt Kollege Nummer drei zu lachen an. So langsam fühle ich mich gemobbt, aber ich muss den Gedanken noch zu Ende führen. Als ich das geschafft habe, lacht auch Kollege Nummer vier.

Aus den Windungen meines müden Hirns presse ich geniale Gedanken heraus – und die lachen! Eine Unverschämtheit! Konzentrieren die sich nicht? Wissen die nicht zu schätzen, an meinem Genie teilhaben zu dürfen, meiner wundervollen Stimme lauschen zu können, fühlen die sich nicht geehrt, mir ihre Aufmerksamkeit schenken zu dürfen? Ein Unding!

Der Grund der Belustigung besänftigt mich schnell

Irgendwann platzt es dann aus einem Kollegen raus. „Sorry Philipp, aber im Hintergrund toben deine Katzen gerade rum, und das sieht sooooo witzig aus!“ Ich drehe mich um, und da sitzen sie beide, schlagartig still, ertappt, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Weil mein eigenes Fenster im Videochat so klein ist und weil ich konzentriert war, hatte ich das gar nicht gemerkt. Also kein Mobbing – oder nur ein sehr indirektes durch Kimchi und Strömmi.

Ich bin besänftigt. Welchen besseren Grund, von meiner Darbietung abgelenkt zu sein, kann es schon geben als zwei spielende Katzen?