Die Sonnenblume kam erst im 16. Jahrhundert nach Europa. Der spanische Eroberer Francisco Pizarro brachte sie aus Mittelamerika mit.

Unsere oberfränkische Freundin hat vier Futterstellen in ihrem kleinen Garten, und man muss sagen, dass sie unersättliche fliegende Fresssäcke zu Gast hat: Spatzen, Blaumeisen, Kohlmeisen, Grünfinken, ein Dompfaff-Ehepaar und hin und wieder Buchfinken. Derzeit bevorzugen die kleinen Piepmätze geschälte Sonnenblumenkerne; sie schnabulieren innerhalb von drei Tagen locker ein Pfund Kerne, abgesehen von monatlich zehn Kilo Wildvogelfutter (Hauptbestandteil: Sonnenblumenkerne in der Schale). Es ist durchaus denkbar, dass ein nicht unerheblicher Anteil der jährlichen Sonnenblumenkern-Ernte Deutschlands, immerhin 31.000 Tonnen, im Garten unserer oberfränkischen Freundin verfressen wird. Die Sonnenblume kam erst im 16. Jahrhundert nach Europa. Der spanische Eroberer Francisco Pizarro brachte sie aus Mittelamerika mit, nachdem er beobachtet hatte, wie wertschätzend die Inka mit der Blume umgingen. Die Verehrungswürdigkeit der Blume hat der Conquistador allerdings unterschlagen. In Europa standen Kriterien wie Essbarkeit und Nutzen im Vordergrund. Im 17. Jahrhundert hatte man den Bogen raus und Sonnenblumenkerne wurden für Backwaren verwendet. Sie mussten aber auch als Ersatz für Kaffee und Schokoladen-Trunk herhalten. Nicht zu vergessen: das Öl. Geröstet kommen die Kerne von Russland über den Balkan bis in die Türkei auf den Tisch. Eine echte Kult(ur)pflanze.