Am 14. Mai löste sich ein Teil eines der sichersten und zuverlässigsten Kernkraftwerke (KKW) der Welt in Staub auf. Zusammen mit den Kühltürmen des KKW Philippsburg 2, das bis vor wenigen Monaten ein Sechstel des Strombedarfs von Baden-Württemberg geliefert hatte, wurden mehrere Milliarden Euro Restwert in die Luft gesprengt. Ein Land zerstört seine Infrastruktur – ein Fanal der „dümmsten Energiepolitik der Welt“, wie das „Wall Street Journal“ 2019 die Energiewende zurecht bezeichnete.

Grund für den überhasteten Ausstieg aus der Kernenergie war bekanntlich 2011 ein Tsunami 9000 Kilometer östlich von Berlin. Nun kommt der Strom nicht mehr aus deutschen Reaktoren, sondern vermehrt aus französischen und schweizerischen KKW und Kohlemeilern in Tschechien und Polen.

Kürzlich haben Mitglieder des National Bureau of Economic Research (NBER), der größten wirtschaftswissenschaftlichen Forschungseinrichtung in den USA, eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse des Atomausstiegs vorgelegt. Das Ergebnis: Zwölf Milliarden Dollar zahlen die Deutschen drauf für die Abschaltung ihrer KKW – pro Jahr. Laut der Berechnung hat der Ausstieg bis 2017 dazu geführt, dass jährlich 24 bis
36 Millionen Megawattstunden Strom zusätzlich aus fossilen Brennstoffen erzeugt und darüber hinaus noch einmal die Hälfte davon importiert werden mussten. Das Ergebnis dieser unsinnigen Politik sind zusätzliche 36 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr – etwas mehr, als Dänemark jährlich ausstößt, mit dem Deutschland sich zudem ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den höchsten Strompreis der Welt liefert. 2019 lag er bei 30,43 Cent pro Kilowattstunde, mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2000 und rund 12 Cent mehr als im Atomland Frankreich. Die mit Abstand größten Kosten verursachen allerdings die gesundheitlichen Auswirkungen. Hier schneidet die Kernenergie besser ab als ihre Konkurrenz. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie im medizinischen Fachjournal „Lancet“. Denn jede Technik ist mit Risiken verbunden. Staudämme können brechen, Gaskessel explodieren, Rußpartikel der Lunge schaden. Innerhalb der kompletten Prozesskette vom Rohstoff bis zur Stromerzeugung kommt die Kernenergie auf einen theoretischen Wert von 0,07 Toten pro Terawattstunde, inklusive langfristiger Strahlungsfolgen nach dem im Strahlungsschutz üblichen Worst-Case-Szenario. Bei Braunkohle sind es mehr als 32 Tote, bei Wasserkraft immerhin 1,4. Wären die 17 deutschen KKW weiterbetrieben worden, hätte der Ausbau von Gas-, Wind- und Solarkraft den Kohleanteil am Strommix reduziert. Stattdessen blieb er konstant – inklusive seiner gesundheitsschädlichen Emissionen.

„Der Atomausstieg hat durch höhere Konzentrationen von Schwefeldioxid, Stickoxiden und Feinstaub zu mehr als 1110 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr geführt“, schreiben die NBER-Forscher. Auf dem Gelände des KKW Philippsburg wird jetzt übrigens ein Umspannwerk gebaut. Es ist Teil einer eine Milliarde Euro teuren Stromtrasse, die unter anderem Kohlestrom aus NRW liefern wird.