„Auch eine Villa auf dem Land müsste man erstmal kaufen, um sich dorthin zurückziehen zu können.“

In der Stadt wütet die Seuche. Sieben junge Frauen und drei junge Männer flüchten in ein Landhaus. Um sich abzulenken, um trotz der Schrecknisse des Lebens nicht in Panik oder Melancholie zu zergehen, erzählen sie sich Geschichten. Nacheinander, zehn Tage, zehn Geschichten…

Womöglich haben Sie die Ausgangslage (oder auch das „Setting“, wie man das bei einer nervenzerfetzenden Netflix-Langstreckenserie wohl nennen würde) erkannt. Es ist die der berühmten alten Novellen-Sammlung „Decamerone“ des Autors, auf dessen Doppel-C’s Italien-Kenner viel Wert legen. Boccaccio hieß er, und seine Storys haben es in sich. Irrungen, Wirrungen, übrigens auch Erotik. Zu Beginn gibt es sogar eine Art Warnung an die werten Leser: „Dieser schreckensreiche Anfang soll euch nicht anders sein wie den Wanderern ein steiler und rauher Berg, jenseits dessen eine schöne und anmutige Ebene liegt…“

Das ist schön geschrieben. Doch das ändert nichts daran, dass ich zum Beispiel gerade nicht sieben Edelfräulein und zwei Edelherrlein zur Hand habe. Auch eine Villa auf dem Land müsste man erstmal kaufen, um sich dorthin zurückziehen zu können. Aber selbst wenn sich zur Überbrückung häuslicher Corona-Agonie „Decamerone“ in Mascherode nicht exakt nachstellen lässt: Der Ansatz gefällt mir.

Wir geben uns nicht den kaugummiartig die Drehbücher zerdehnenden Langstrecken-Serien hin. Wir tun auch nicht so, als wenn „Mensch, ärgere dich nicht!“ nach der vierten Runde nicht ein kleines bisschen öde würde. Sondern wir denken uns selbst Geschichten aus. Wilde Geschichten, immer abwechselnd. Und nur das eine Motto zählt: „Mensch, langweile dich nicht!“