Solche Traditionen braucht der Mensch! Und so zog ich natürlich auch mit meinen drei Kindern los, um lauthals das Martinssingen mitzumachen.

Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Die waren vor über 30 Jahren angesagt und sind es noch immer. Matten Matten Meeren etwa. So wird das Martinssingen in unseren Gefilden genannt, und vorgestern und gestern fand es statt.

Da zogen bei Einbruch der Dunkelheit Dutzende Kinder von Tür zu Tür, um Süßigkeiten zu ersingen. Ähnlich der Halloween-Süßes-oder-Saures-Tour. Nur ist die Tradition von Matten Matten Meeren eine viel längere in unserer Region, und ich erinnere mich genau, wie ich diesem Tag damals Jahr für Jahr entgegenfieberte. Stets trug ich dieselbe Tasche um den Hals – eine rotbraune aus Leder, die genügend Stauraum für Lollis, Schokolade und Mandarinen bot.

Als routinierte Sammlerin kannte ich meine Route im Ort genau – sie führte mich zu den Häusern, in denen es besonders gute Sachen gab: zum Beispiel einen Tennisball (vom Tennislehrer) und ein 50-Pfennig-Stück von der älteren Dame um die Ecke, eingepackt in Alufolie.

Solche Traditionen braucht der Mensch! Und so zog ich natürlich auch mit meinen drei Kindern los, um lauthals Matten Matten Meeren zu singen. Selbst unser Zweijähriger hat das Prinzip verstanden und war immer vorne mit dabei. Am Ende waren die Stimmen heiser und die Taschen voll.