„Nein, zum Dahinschmelzen mögen sie nicht sein, aber urig und irgendwie respektabel finde ich die alten Greifvogelbegriffe schon.“

Heute schon geschmelzt? Pardon, das war jetzt eine unappetitliche Frage. Es geht diesmal um die Falknersprache. Und wenn ein Falke, nun ja, sein Geschäft verrichtet, nennt der Falkner dies „schmelzen“. Wenn der Vogel frisst, so „kröpft“ er. Wird er gefüttert, dann wird er „geatzt“. Das Fliegen zum Handschuh des Falkners heißt „Beireiten“, die großen Schwanzfedern des Vogels heißen „Pennen“, wohingegen man den Federbusch an der Haube des Falken als „Trosch“ bezeichnet.

Nein, zum Dahinschmelzen mögen sie nicht sein, aber urig und irgendwie respektabel finde ich die alten Greifvogelbegriffe schon. „Falknersheil!“, möchte man rufen (das ist der Standardgruß der immerhin an die tausend Deutschen, die mit Vögeln auf die „Beizjagd“ gehen). Oder man greift zu einem der Büchlein mit den Strophen eminenter deutscher Dichter und stellt sich mal wieder eine der
ganz grundsätzlichen Fragen:
„Ich kreise um Gott, um den uralten Turm/, und ich kreise jahrtausendelang;/ und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm/ oder ein großer Gesang.“

Das war jetzt von Rainer Maria Fal...äh: Rilke, aber mir geht es manchmal auch so, dass ich nicht weiß, ob ich ein großer Gesang bin. Oder ein kleines Geplauder? Ein Falke zu sein, ist und bleibt hingegen eine reizvolle Idee, trotz vieler geplätteter Landschaften und riesenhafter Windräder. Oh ja, ich flöge erhaben Richtung Turm, die Abendsonne beschiene mein prachtvolles Gefieder, und nicht die kleinste Bewegung dort unten entginge meinem scharfen Auge. Erdlinge, nehmt euch in Acht!