Bambi ist gar kein Reh, sondern ein Weißwedelhirsch – weil es in den USA nämlich keine Rehe gibt.

Es gibt da diese eine Erschütterung früher Kindertagen, die ich vermutlich mit einer Reihe anderer (ansonsten vorwiegend begünstigter) Babyboomer teile: die Bettlektüre eines großformatigen Walt-Disney-„Bambi“-Bilderbuchs mit seinen kurzen, aber heftig einschneidenden Texten. Ein kleiner Hirsch, der verzweifelt durch den Schnee stapft und nach seiner toten Mutter ruft. Dann dieser Satz, von Papa Hirsch (beziehungsweise einem vorlesenden Elternteil) in sonorem Bariton deklamiert: „Du brauchst auf deine Mutter nicht mehr zu warten. Die Jäger haben sie. Du musst jetzt tapfer sein.“

Starker Tobak! Apropos: Dieser Tage wirbt eine Kosmetikmarke für Wimperntusche mit dem Namen „Bambi Eye“. Sie verspricht Madame „verführerische Rehaugen und einen Künstliche-Wimpern-Look“. Da geht es schon mal los: Bambi ist gar kein Reh, sondern ein Weißwedelhirsch – weil es in den USA nämlich keine Rehe gibt. Der Fehler bei der Synchronisation des Disney-Kinoklassikers soll, wie ich neulich las, übrigens dazu geführt haben, dass hierzulande bis heute nicht wenige dem Irrglauben aufsitzen, der Hirsch sei der männliche Partner des Rehs. Das ist natürlich Schwachsinn. Genau wie die Vorstellung, dass Frauen aussehen wollen sollten wie arme, verwaiste Weißwedelhirschbabys.