Das „Spezial“ daran war ihre selbst zusammengerührte Soße, für die sie weder Ketchup noch eine Gewürzmischung verwendet haben will.

Und wieder ist ein runder Geburtstag zu feiern: Die Curry-Wurst ist 70 geworden. Und zwar gestern, am 4. September. Das jedenfalls behauptete zu ihren Lebzeiten Herta Heuwer (1913-1999), die sich 1949 mit einer Imbissbude in Berlin an der Kant-/Ecke Kaiser-Friedrich-Straße selbstständig machte. Am 4. September verkaufte sie erstmals ihre „Spezial Curry-Bratwurst“. Das „Spezial“ daran war ihre selbst zusammengerührte Soße, für die sie weder Ketchup noch eine Gewürzmischung verwendet haben will, sondern feinstes Tomatenmark und ausgesuchte Kräuter. Die Currywurst gab es zunächst ohne Darm, denn Naturdarm war nach dem Zweiten Weltkrieg Mangelware, weshalb sich der Schlachter Max Brückner ein Verfahren ausdachte, die Wurst auch ohne Darm herzustellen. Und weil seine Wurstfabrik in Berlin-Spandau stand, nannte er seine Wurst „Spandauer ohne Pelle“. Die Berliner spendierten ihrer Herta sogar eine Erinnerungstafel dort, wo ihre erste Wurstbude stand.

Diese Tafel wiederum rief in Hamburg einen allerdings nicht sehr ernst gemeinten Protest hervor. Das lag wiederum am Schriftsteller Uwe Timm, der 1993 seine lesenswerte Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ veröffentlichte. Er behauptet darin, sich zu erinnern, die erste Currywurst seines Lebens bereits 1947 gegessen zu haben, und zwar in Hamburg.

Aber nun, aufgemerkt, Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe erzählt, dass der Küchenmeister Ludwig Dinslage die Currywurst in der Bückeburger Schlossküche erfunden hat, um sie Offizieren der britischen Rheinarmee, die in Bückeburg als Besatzungsmacht stationiert waren, an der fürstlichen Tafel zu servieren. Hauptbestandteil der Soße war offenbar Orangenmarmelade. Das war, so die fürstliche Küchengeschichte, im September 1946. Eines scheint sicher: Der September ist gut für Currywürste.