„Icke als Zicke, die Einschätzung ist kein Ehrentitel, doch irgendwie stimmt sie mich fröhlich.“

Es ging um den Abwasch. Die Details will ich jetzt hier nicht auswringen, die sind auch egal. Das Interessante an der kleinen... tja, sagen wir: Auseinandersetzung, die ich neulich mit meiner Tochter hatte, ist die Charakterisierung, mit der sie mich am Ende bedachte: „Du bist ja ’ne richtige Zicke!“

Ob ich jetzt hier Zicken mache? Im Gegenteil. Icke als Zicke, die Einschätzung ist kein Ehrentitel, doch irgendwie stimmt sie mich fröhlich. Zum einen finde ich das störrische Wappentier des Spruchs immer schon sympathisch (nicht nur von wegen Ziegenkäse). Zum anderen beweist der Ausruf eine fortschrittliche Entwicklung in sprachlich-sexueller Hinsicht. Allzuoft wurde das Wort Frauen angeheftet, deren einziges Vergehen darin bestand, sich schablonenhafter Nettigkeit zu verweigern und ihren Willen durchzudrücken. Von mir aus können zuweilen also auch die Ziegenböcke des Zickens geziehen werden. Meckern und Blöken können wir schließlich auch.

Bei allem Respekt vor aparten Schöpfungen à la „Zickenalarm“, „Zickenkrieg“ und „Zickenterror“: Meine Lieblingszicke ist und bleibt die „Zimtzicke“. Der Begriff klingt süßlich, geht in Wahrheit aber auf ein rotwelsches Wort zurück, das einst Gold oder Geld bedeutete, später hingegen Plunder und wertlose Sachen meinte. Die Zimtzicke – von mir aus auch der Zimtbock oder -zickerich – ist also jemand, der sich über blödes Zeug aufregt, über Themen, die einander an sich sehr zugetane Menschen nie und nimmer entzweien sollten. Über den Abwasch zum Beispiel.