„Zum Geburtstag bekommt er jetzt ein Fläschchen Öl und eine Luftpumpe.“

Es gibt auch in unserer Wohlstandsgesellschaft harte Schicksale. Mein altes Fahrrad zum Beispiel. Nach Jahren braven Dienstes übereignete ich den Drahtesel dem Jungen, auf dass er im Studium eben nicht nur im Kopf, sondern auch in den Beinen mobil sei. Doch ach, das Rad, es litt. Arg. Er ließ es im Regen stehen. Warf es in Hecken. Einen ganzen Winter lang überdauerte das arme Ding einsam in Hagelschauern und Schneestürmen am Göttinger Hauptbahnhof. Am Ende war die Kette verrostet, die Reifen weich wie Pudding, die Handbremse derart verkeilt, dass das Vorderrad nur noch gegen heftigen Widerstand bereit war, sich zu drehen. Egal. Der Junge fuhr weniger Rad, als dass er Rad kämpfte. Neulich war er wieder mal zu Hause. Wollte zum Sportplatz. In einem Anfall muttihafter Liebesblindheit lieh ich ihm mein schickes neues Rad. Er fuhr und kam zurück mit einer bahnbrechenden Erkenntnis: „Hey, eigentlich ist Radfahren ja doch ganz schön!“ Zum Geburtstag bekommt er jetzt ein Fläschchen Öl und eine Luftpumpe. Mal sehen, ob er weiß, was man damit macht.