Sie stehen also grundsätzlich im Singular, die Maßeinheiten? I wo.

Den Onkel, der immer sagte, er trinke Bier nur, um seinen Magen zu beruhigen, haben wir oft verlacht. Ganz, ganz anders steht es um meinen Ansatz, nur deshalb in Kneipen zu gehen, weil ich hier sprachtheoretisch weiterkomme. So kam am Pfingstwochenende bei der „Sechs Bier, bitte“-Bestellung die Frage auf, warum wir Bier im Singular bestellen. Spätestens, als dann noch sechs „Schnaps“ geordert wurden (wieder aus sprachtheoretischen Gründen, aber halt wieder in der Einzahl), fielen uns dann aber auch noch die „fünfzehn Mann (!) auf des toten Manns Kiste“ ein, die fünf „Schuss“ Munition, die zehn „Euro“ in der Tasche, die zwei „Kilo“ Kartoffeln und die drei „Blatt“ Papier, die man mit weiteren Beispielen vollschreiben könnte.

Sie stehen also grundsätzlich im Singular, die Maßeinheiten? I wo, eine Sprachregel ohne Ausnahme, das wäre ja zu schön! Wenn eine Maßeinheit weiblich ist und auf „e“ endet, sieht’s schon wieder anders aus. Ja, zweitausend „Kilo“ (Einzahl) sind zwei „Tonnen“ (Mehrzahl), und nach drei „Glas“ Bier sind mitunter drei „Tassen“ Kaffee angebracht. Ach, und noch etwas: Zeitangaben sind grundsätzlich ausgenommen, da werden stets Pluralformen gebildet. Gut möglich also, dass ich in dreißig „Jahren“ alias 360 „Monaten“ irgendwo herumsitze, zwanzig „Kilo“ schwerer bin, aber unverdrossen „sechs Bier“, vielleicht aber auch „zwei Pfefferminztee“ bestelle, um an praktischen Beispielen weiter über die Rätselhaftigkeit unserer schönen Sprache nachzudenken.