Selbstverständlich wird heute an die Braunschweigerin Johanne Reichard erinnert, eine Ballonpionierin des frühen 19. Jahrhunderts.

Den Verdacht, dass diese Kolumne viel mit heißer Luft zu tun hat, kann ich heute weniger denn je entkräften. Heute ist der „Tag des Heißluftballons“. Die internationale Ballon-Gemeinde erinnert so an die erste Ballonfahrt der Brüder Montgolfier am 5. Juni 1783. Nebenher wacht sie darüber, dass niemand eine Ballonfahrt als „Ballonflug“ bezeichnet, was in Fachkreisen als schlimm gilt.

Meine eigenen Reflexe sind eher lokalpatriotischer Art. Selbstverständlich wird heute an die Braunschweigerin Johanne Reichard erinnert, eine Ballonpionierin des frühen 19. Jahrhunderts, eine zierlich aparte, wohl echt patente, damals sehr berühmte und überaus mutige Frau. Sie flog, nein: fuhr in Sachsen, in Bayern und von Braunschweig in den Harz. Sie trug den bestechenden dritten Vornamen „Siegmundine“, und als ihrem Ballon einmal in heikelster Höhe die heiße Luft ausging, da sang sie nicht etwa alberne Liedchen à la „Was kann die Siegmundin’ dafür, dass sie kein Fön ist?“, sondern sie blieb kaltblütig und überlebte den Absturz ebenso unversehrt wie das Kind, das die Tollkühne im Leibe trug. Ein gewisser Karl May ließ sich von Johanne Reichards Höhenflügen bzw. Höllenfahrten zu einer Abenteuergeschichte inspirieren, was ja nicht viele Frauen von sich behaupten können.

Wir halten also zweierlei fest: Wahre Heldinnen entstammen dieser schönen Gegend. Und heiße Luft ist mitunter sehr wichtig.