Vielleicht wird er ja wenigstens Unterhosen-Model?

Ja, ja, ich weiß schon. Dieses Mutti-Klischee: Heul, heul im stillen Kämmerlein. Nur der Pudding hört mein Weinen. Aber es ist schon wahr, das sag ich auch nur Ihnen, nur unter uns. Also: Ich vermisse meinen Jungen schon sehr. Fast ein Jahr karriolt er jetzt am gottverdammten Ende der Welt rum. Kaum ein Gedanke an Mutti. Manchmal schickt seine Freundin Fotos, da erkenne ich ihn kaum wieder. Wie hat sich das drollige Milchgesicht zum Kantholz geformt! Wie ist das knuddelige Kindchenschema einem markanten Hammerkinn gewichen! Drumrum ein Bartkranz, das Blondhaar hippiemäßig lang gelockt, oben auf dem Kopf so ein Surfer-Zöpfchen. Ist der Junge nun gereift oder verwahrlost? Für meinen Mann ist das klar. Wenn einer in dieser schicksalhaften Saison-Phase (Sie wissen schon) seit Wochen nicht mal mehr am familiären Tippspiel teilnimmt, bedeutet das den höchstmöglichen Grad der Verwahrlosung. Also, ich weiß nicht… Vielleicht wird er ja wenigstens Unterhosen-Model?