Woran merkt man in der Netzwelt, dass man alt wird? An den Falten auf Selfies? Quatsch, dafür gibt’s Fotofilter. An den grauen Haaren? Wieder Quatsch – und diesmal mit Soße! Auch hier helfen Fotofilter. Etwa daran, dass man nicht gleich in eine Lebenskrise verfällt und seine Therapeutin anruft, nachdem man erfahren hat, dass die Influencer-Zwillinge Lisa und Lena ihren TikTok-Channel aufgeben und sich stattdessen fragt: „Ist das sowas wie Tic Tac Toe?“ Mmmmh, vielleicht ein bisschen. Aber vor allem merkt man das eigene Alter daran, dass man beim Scrollen durch Geburtsjahr-Drop-down-Listen eine Blase am Finger bekommt, weil man lange, laange, laaange wischen, drücken oder rollen muss, um das eigene Geburtsjahr irgendwo gaaanz weit unten zu finden. Tja, und woran merkt man, dass man spießig und engstirnig wird? An der Null-Toleranz-Haltung gegenüber Zeitfenstern, die nicht in das übliche Fünf-Minuten-Raster passen. Beides wurde mir übrigens beim Versuch, online einen Arzttermin zu vereinbaren, vor Augen geführt. Nachdem ich mein Geburtsjahr gefunden – und eine Blase am Finger – hatte, sollte ich mich für eine Uhrzeit an dem von mir bevorzugten Datum entscheiden. Zur Auswahl im Online-Terminkalender meines Arztes standen 8.31 Uhr, 9.43 Uhr und 15.07 Uhr. Das war mir dann doch zu abgefahren – und überfordert bestimmt auch meinen Google-Kalender.