„Wer will schon sein wie alle anderen?“

Ohren gespitzt, meine Herren! Der Zentralverband des Friseurhandwerks bläst zum Halali auf die Frühjahrstrends. Inspiriert von ABBA, Donna Summer und Rolling Stones setze die Kollektion auf typische 70er-Looks, heißt es.

Oha, da kriegt unsereins schon vom Zuhören ‘ne geistige Föhnwelle – oder diesen Flashback: Mama im Minirock mit gewaltiger Perückenmähne. Ich: Rattenschwänze rechts und links über den Ohren mit Kirschzopfhaltern festgezurrt. Mein Vater: Brisk im Haar. Hat er sich den Oberlippenbart heimlich mit Mamas Kajal geschwärzt? Rollkragenpullover. Die Linke in der Hosentasche, die Rechte fuchtelt, das Zigarettchen zwischen Zeige- und Mittelfinger, beim Wettern gegen verkrustete Gesellschaftsstrukturen. Frisuren und Klamotten sind eben nicht nur Spiegel der Zeit, sondern dienten immer auch der Inszenierung der eigenen Persönlichkeit. Wer will schon sein wie alle anderen?

Das bringt mich zum Hipster-Phänomen unserer Tage: junge Männer, die sich von der Masse abheben wollen und am Ende alle gleich aussehen. Mathematik-Professor Jonathan Touboul hat diesen Effekt neulich im US-Magazin „Technology Review“ beschrieben. Illustriert wurde sein Aufsatz mit dem Foto eines Mannes mit Bart, Mütze und Karo-Hemd. Daraufhin meldete sich jemand und warf dem Magazin vor, ihn beleidigt zu haben, weil sein Bild im Zusammenhang mit Toubouls Artikel gezeigt wurde. Irrtum! Er sah dem Hipster auf dem Foto zum Verwechseln ähnlich. In diesem Sinne, bleiben Sie einzigartig! P.S.: Bin höllisch gespannt auf Ihre Frühjahrsfrise.