Das Skilaufen ist mir – Achtung, jetzt sind fünf Euro ins familiäre Phrasenschwein fällig – in Fleisch und Blut übergegangen.

Übers Skifahren hab’ ich noch nie nachgedacht. Das ist für mich wie gehen. Konnte ich gefühlt schon immer, kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich im Harz zum ersten Mal im Schneepflug den Hang runter gerutscht bin. Das Skilaufen ist mir – Achtung, jetzt sind fünf Euro ins familiäre Phrasenschwein fällig – in Fleisch und Blut übergegangen. Als wir jetzt in Südtirol mit der Bergbahn ins Skigebiet gondelten, blickte der Sohn klamm ins Gebirge. „Ob ich überhaupt noch Skilaufen kann? Der letzte Skiurlaub ist ja schon ein paar Jahre her“, sagte er. „Natürlich!“, schubste ich jedweden Selbstzweifel aus der Gondel und hob an, alle Verzagtheit mit Erinnerungen weg zu plappern. Wie er mit vier Jahren das Wort Skilaufen nicht stolperfrei aussprechen konnte, dafür aber schon ganz geschmeidig den Minihügel runter karriolt ist. Dass er den Skikindergarten doof fand, weil man gefühlt zwei Sekunden fuhr und dann wieder zwei Stunden wartete. Dass er und sein Bruder späterhin nie genug bekommen konnten und jeden Skitag bis zur letzten Liftfahrt ausgereizt haben. „Mmmmmhhh“, ließ mein Sohn mich wissen, dass mein Gequatsche allenfalls dafür gut ist, die Gondel mit heißer Atemluft zu füllen, aber nicht, seine Zweifel zu atomisieren. Es kam natürlich wie es kommen musste: Er fuhr, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Fleisch und Blut und so. Er schien gleichermaßen erleichtert und erstaunt, aber vor allem voll Freude über das ganz selbstverständliche, unangestrengte Dahingleiten im Schnee. Dass das, was man in jüngsten Jahren unkompliziert, eher beiläufig gelernt hat, ein Leben lang erhalten bleibt, ist eine Erfahrung, die einem den Abschied von der Kindheit etwas erleichtert. Also: uns beiden, ihm und mir.