Den Vollbart empfand Peter der Große als verstockt und „altgläubig“, weshalb er höchstselbst verdutzten Würdenträgern die Bärte abschnitt.

Manche Geschichten haben einen Bart. Diese nicht. Manche Leute möchten Haare in der Suppe finden. Ich nicht, ich möchte an einen haarigen Jahrestag erinnern. Es war der 5. September 1698, als Zar Peter der Große im Schloss mit dem leicht zu merkenden Namen Preobraschenskoje den Befehl erließ, dass im russischen Riesenreich keine Vollbärte mehr geduldet würden.

Peters Inspiration waren gewissermaßen wir. Auf Reisen durch Westeuropa hatte er das rasierte Männerkinn zu schätzen gelernt. Den Vollbart empfand er als verstockt und „altgläubig“, weshalb er höchstselbst verdutzten Würdenträgern die Bärte abschnitt. Natürlich war die monarchische Rasur nicht flächendeckend möglich. Auch hingen viele Russen sozusagen an ihrem Bart, und zuletzt hält jeder Staat nach neuen Einnahmequellen Ausschau. Ergebnis: Peter der Große ließ tatsächlich eine „Bartsteuer“ erheben. Wer noch Wert legte auf Haare im Gesicht und brav zahlte, bekam eine Quittungsplakette, die man – auch ein schönes Wort – „Bartkopeke“ nannte und die bei Kontrollen vorzuzeigen war, um der Zwangsrasur zu entgehen. Puh, diese Russen... Erst 70 Jahre später rasierte Katharina II. die bartfeindlichen Regeln.

Wie? Was denken Sie soeben? Ob wir diese Steuer für ein probates Mittel im bartseligen Jahr 2018 halten? Klar, nicht jedem steht jeder Bart gleich gut. Aber Bartsteuer? Nein, das können wir Martin Schulz nicht auch noch antun...