“Manchmal versteckt sich die Chance, eine der vielen Eigenheiten unserer Sprache zu erkennen, an den ulkigsten Orten.“

Manchmal versteckt sich die Chance, eine der vielen Eigenheiten unserer Sprache zu erkennen, an den ulkigsten Orten. Neulich entdeckte ich sie, arg eingeklemmt, zwischen den Zähnen unseres kleinen Hundes. Dazu muss man wissen, dass der Hund (sagte ich klein? Ich meinte mittelimposant...) vor allen anderen Spielzeugen in eine Stoff-Kuh vernarrt ist, auf der er endlos herumkaut, was als gattungstypische Neigung weniger erstaunlich sein mag als die Tatsache, dass die Kuh, das „Kuhchen“, wie wir sie zärtlich nennen, dies schon so lange nahezu schadlos übersteht. Puh, und die Wortschatz-Pointe? Ist, dass der familiäre Jargon „Kuhchen“ eine sensationelle Ausnahme von der Regel ist, derzufolge das „ch“ im Deutschen nach a, o, u und au wie das „ch“ in „Knochen“ ausgesprochen wird und nicht wie das „ch“ in „hecheln“. Ja, nur die verniedlichenden „...chen“-Endungen stellen diese Ausnahme dar. Ein liebevoll poliertes „Autochen“ und ein „Pochen“ (nicht wie das Herz, sondern wie ein kleiner Hintern) wären weitere Beispiele. Bezeichnet wird das „ch“ in „Knochen“ übrigens als „stimmloser velarer Frikativ“, wohingegen das „ch“ in „hecheln“ als „stimmloser palataler Frikativ“ firmiert. Aber das wussten Sie sicher längst. Das weiß ja jeder, außer vielleicht einem gewissen mittelimposanten Kuchenklauer und Kuhchenzernager.