„Bis mein Sohn die Karte studiert hat, bin ich vom Fleisch gefallen.“

Wenn wir ins Restaurant gehen, nehme ich immer etwas zu essen mit. Wo andere Frauen ihren Schminkspiegel verstauen, parke ich dezent meine Butterbemme. Nein, ich habe keinen an der Waffel. Die Stulle verkürzt mir die Wartezeit. Denn bis mein älterer Sohn die Speisekarte studiert und auf Examensreife auswendig gelernt hat, können schon mal halbe Stunden ins Land gehen. Er entscheidet sich auch gern mehrfach um, hadert mit seiner Wahl, so dass der Ober mitunter sechs Mal unverrichteter Dinge abziehen muss. Während ich kopfüber in meiner Handtasche Brot esse, tut mir der Junge auch leid. Sich nicht entscheiden können, zernagt von der Sorge, womöglich nur das Gute, aber nicht das Beste zu wählen, ist bei Tisch wie im Leben quälend. Ich würde ihn dann immer gern abbeißen lassen von meinem Butterbrot, aber bis er sich dazu entschieden hat, bin ich vom Fleisch gefallen.