„Handke und Westernhagen haben gar nichts dazu beigetragen.“

O Schreck, o Graus, heute ist ja Niko….! Aber im Bestreben, einen zum Tage passenden Text zu verfassen, ohne die Wörter „Ruprecht“ und „Rute“ zu strapazieren, bin ich im historischen Kalender geradezu schauerlich fündig geworden.

Sie meinen, ich würde auf die Herren Peter Handke und Marius Müller-Westernhagen eingehen, die beide am 6. Dezember geboren sind? Nein, die haben – trotz aller Verdienste – zu meinem Thema nichts beigetragen, obgleich ein „Versuch über den Klammergriff“ (Handke) oder ein „Badekappen-Blues“ (Westernhagen) der Sache gut angestanden hätten. Die Sache, das ist das „Blutspiel von Melbourne“, ein unschönes, heute vergessenes Kapitel der Wasserballgeschichte. Am 6. Dezember 1956 in Melbourne lief dieses Match aus dem Ruder, falls die Metapher in Schwimmbecken zulässig ist. Kurz nach Niederschlagung des ungarischen Aufstands bekämpften die ungarischen und die sowjetischen Wasserballer einander voller Hass. Beleidigungen, Tritte, Faustschläge, offene Wunden, Zuschauer, die mitmachen wollten, Polizisten, die mitmachen mussten… Ach, es muss furchtbar gewesen sein. Übrigens haben die Ungarn gewonnen, wenigstens hierbei. Also: Wenn bei der nächsten Bolzplatz-Keilerei wieder behauptet wird, früher seien Sportler viel netter zueinander gewesen, erinnern Sie bitte kurz an den 6. Dezember 1956. Und nun geben Sie sich ruhig wieder den Nikolausnettigkeiten hin…