Gifhorn. Zur 275-Jahr-Feier gibt es beim Orgelsommer vier Konzerte als Ständchen – Aber dann aufgepasst in der Orgelnacht!

Die denkmalgeschützte Christian-Vater-Orgel in der Gifhorner-St.-Nicolai-Kirche bekommt zu ihrem anstehenden 275. Geburtstag gleich vier Ständchen. Der Orgelsommer steht 2023 ganz im Zeichen des exquisiten Instruments.

Die Konzertreihe mit wechselnden Künstlern hatte vor 13 Jahren die katholische St.-Bernward-Gemeinde als Hommage an ihre Ladegast-Orgel ins Leben gerufen. Seit sechs Jahren gibt es die musikalische Zusammenarbeit mit St. Nicolai.

Passend dazu spielt Kantor Raphael Nigbur vom evangelischen Kirchenkreis am Sonntag, 14. Mai, das Auftaktkonzert in St. Bernward. Anders als auf den frisch gedruckten Handzetteln und Plakaten vermerkt, begleitet ihn nicht der erkrankte Jens Drebenstedt an der Klarinette, sondern Christian Höhlein. Er ist auch Tenor, so dass der Solist unter dem Motto „Orgel Plus“ auch singen wird.

Beginn aller Konzerte ist immer um 17 Uhr bei freiem Eintritt.

Orgelspaziergang zum Geburtstagskind

Zum Konzert La natura dell’Amore spielt am Sonntag, 4. Juni, das Trio Sompra in St. Nicolai. Hier verschmelzen der Sopran von Ariane Bagusat und die Trompete von Martin Wendt mit dem Orgelspiel von Alina Reinholz.

Der zweite Gifhorner Orgelspaziergang am 28. August hat dann das Geburtstagskind zum Ziel: Das zweiteilige Wandelkonzert beginnt um 17 Uhr in St. Bernward und setzt sich nach einem Spaziergang um 18 Uhr an der Christian-Vater-Orgel in St. Nicolai fort. Unter dem Titel Concert Royal spielen Carla Schröter an der Oboe und Hans-Dieter Karras an den Orgeln. Auch hier gibt es wie nach jedem Konzert einen Sektempfang.

Größer gefeiert wird in der Orgelnacht am Sonntag, 9. Juli. Dafür hat Kantor Nigbur alle Register gezogen. Von 20 bis 24 Uhr spielen in St. Nicolai vier Organisten zur vollen Stunde kurze Konzerte. Dazwischen gibt es Getränke und Snacks.

Material- und Personalmangel? Nervten schon anno 1748

Und vielleicht einen kurzen Lebenslauf der Jubilarin, also der Orgel. Binnen sechs Jahren bis 1748 vom hannoverschen Orgelbaumeister Christian Vater für 570 Taler errichtet, krankte das Prachtstück laut Festschrift zur Generalsanierung von 2000 an den Folgen von Material- und Personalmangel. Auch sei die Orgelempore uneben gewesen. Über Jahrhunderte haderte die Gemeinde mit der Stimmung der Orgel um einen Viertelton über Kammerton, was seine Qualität nicht schmälerte.

Geheime Schrecksekunde wie beim Phantom der Oper

Dass die Königin der Instrumente auch Drama konnte ähnlich wie in dem Musical Das Phantom der Oper, blieb lange geheim. Erst 1998 wurde bei den Vorarbeiten zur damals anstehenden Sanierung bekannt, dass das Orgelgehäuse 1961 beim Absenken von der oberen auf die erste Empore seitlich abstürzte, weil ein Halteseil nachgab. Beinahe hätte es Opfer bei den Beteiligten einer örtlichen Tischlerei gegeben.

Letztlich blieb die Orgel selbst die einzige Verletzte. „Erhebliche Beschädigungen im und am Gehäuse wurden repariert oder nur retuschiert“, schreiben die Verfasser der Festschrift, Pastor Dieter Rutsch und Orgelrevisor Rüdiger Wilhelm. Gleichwohl gilt ihr Urteil bis heute: „Seit der Restaurierung 1961 konnte die Orgel mit neuer Klangfülle erfreuen. Es hat viele Zuhörer erstaunt, welche Kraft und Dynamik in diesem Instrument durch sachkundige Organisten lebendig werden kann.“

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