Gifhorn. Die meisten Infektionen rühren aus privaten Treffen, 40 Prozent sind Impfdurchbrüche. Gesundheitsamt bittet Bürger um Mithilfe bei Kontaktverfolgung.

Die Corona-Lage im Landkreis Gifhorn spitzt sich weiter zu, die Zahl der Neuinfektionen im Kreis Gifhorn steigt und steigt. Am Mittwoch überschritt die 7-Tage-Inzidenz wie schon am Wochenende erneut die 300er-Marke. Landrat Tobias Heilmann appelliert an die Menschen in Stadt und Kreis, die privaten Kontakte einzuschränken. Am Limit ist mittlerweile das Gesundheitsamt des Landkreises, das angesichts der hohen Zahl der Neuinfektionen bei der Kontaktermittlung kaum noch hinterher kommt.

Mit 304,1 (+ 7,9) nimmt der Landkreis Gifhorn aktuell Platz 5 der Kommunen mit den höchsten Inzidenzwerten in ganz Niedersachsen ein. 80 Neuinfektionen registrierte der Kreis am Mittwoch. Zudem starben drei ältere Bürger an dem Virus, zwei von ihnen wurden zuvor im Krankenhaus behandelt. Die Zahl der Todesfälle seit Ausbruch der Pandemie summiert sich damit auf 217, die der Infizierten auf inzwischen 10.111. Aktuell sind etwa 1.033 Gifhorner infiziert.

Mit Blick darauf, dass die 7-Tage-Inzidenz schon seit vier Wochen über 200 liegt, bittet Heilmann die Bürger dringend, ihre sozialen Kontakte „mit Vernunft und Augenmaß zu pflegen“, also zu reduzieren. Denn die meisten Infektionen kämen immer noch durch private Treffen und Familienzusammenkünften zustande, mehr als 40 Prozent der Neuinfektionen passierten im privaten Rahmen. „Dabei sind aber nicht große Geburtstagsfeiern oder Ähnliches die Pandemietreiber, sondern Treffen im kleinen Kreis zum Kaffee oder auf ein Feierabendbier“, heißt es in der Mitteilung des Landkreises, der sich auf Erkenntnisse aus dem Gesundheitsamt beruft.

Landkreis: Soziale Kontakte so weit es geht eindämmen

Deshalb sei es wichtig, dass jeder Einzelne genau abwäge, welche Kontakte dringend notwendig und welche Treffen verzichtbar sind. Wer sich mit anderen trifft, sollte sich auch als Genesener oder Geimpfter vorher freiwillig testen. Zudem seien die Hygienemaßnahmen zu beachten und regelmäßiges Lüften wichtig.

„Unsere Appelle dürfen in den Ohren der Bürgerinnen und Bürger nicht zu Floskeln verkommen, denn die Alternative zu Vernunft und Augenmaß sind volle Intensivstationen und steigende Todesfälle. Wenn wir nun nicht gemeinsam gegensteuern, ist das in den nächsten Wochen die bittere Realität. Bitte schützen Sie sich und Ihre Mitmenschen“, so Heilmann.

Kreis: Vier von zehn Impfdurchbrüchen bei Vollgeimpften

Alarmierend ist auch die Zahl der Impfdurchbrüche. 40 Prozent derjenigen, die sich in den vergangenen Wochen angesteckt haben, waren dem Kreis zufolge vollständig geimpft. In diesem Zusammenhang betont Gesundheitsamtsleiter Josef Kraft, dass ohne die wirkungsvolle Impfung das Gesundheitssystem längst zusammengebrochen wäre. Kliniken und Gesundheitsämter seien aber schon jetzt überlastet – eine Situation, die die Mitarbeiter auf Dauer nicht durchhalten.

Es sei wichtig, sich boostern zu lassen, um die Wirkung aufzufrischen. Impfdurchbrüche könnten auch bei jeder anderen Krankheit, gegen die geimpft wird, auftreten, nimmt Kraft gleich vorweg. „Es ist nun zentral, dass wir schnellstmöglich mit ausreichend Impfstoff versorgt werden.“

Impfteams Mittwoch in Calberlah für Lehrer im Einsatz

Am Mittwoch war unter anderem ein Impfteam an der Realschule in Calberlah im Einsatz. Andrea Holländer, Christoph Winzer und Dr. Johannes Reisch versorgten Lehrerinnen und Lehrer der Realschule sowie der Grundschule Calberlah mit der Drittimpfung – ganz entspannt und nach Aussage aller Beteiligter bestens organisiert von der stellvertretenden Schulleiterin Sabine Fasterling. 102 Impfwillige wurden bis 14 Uhr versorgt – alle mit Termin, ohne lange Wartezeit und in entspannter Stimmung – und damit auch für die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes angenehmer Arbeitsatmosphäre.

Das war am Vortag noch anders: Am Dienstag habe sich das Impfteam lautstarke Beschwerden und Drohungen anhören müssen, als Wartende nach Hause geschickt werden mussten, weil der Impfstoff aufgebraucht war. In Meinersen musste vor 14 Tagen sogar die Polizei schlichten. Dort im Kulturzentrum wird am heutigen Donnerstag von 9 bis 15 Uhr geimpft. Am 16. Dezember gibt es ein offenes Impfangebot von 12 bis 16 Uhr in Meine im Philipp-Melanchthon-Gymnasium.

Appell des Landrats: Infizierte nach Test beim Gesundheitsamt melden!

Stichwort Überlastung: Die Neuinfektionen in Gifhorn steigen so rasant, dass das Gesundheitsamt nicht mehr hinterherkommt, alle Kontaktpersonen zeitnah zu informieren. Normalerweise läuft es so ab, dass Mitarbeiter Kontaktpersonen anrufen und danach ein Schreiben mit weiteren Informationen rausschicken.

Der Kreis bittet nun Bürger um Mithilfe: Nach der Absonderungsverordnung des Landes müssen sich positiv Getestete sofort beim Gesundheitsamt melden und selbst in Quarantäne gehen. Für diese Meldungen hat die Kreisverwaltung unter coronapositiv@gifhorn.de ein eigenes E-Mail-Postfach eingerichtet. „Jede positive Person hat durchschnittlich 10 bis 25 Kontaktpersonen, die lückenlos ermittelt werden müssen, um die Infektionsketten wirksam unterbrechen zu können“, so der Landrat, der infizierte Bürger bittet, das Gesundheitsamt per Mail mit Nennung der Kontaktpersonen zu informieren und auch die zuvor getroffenen Kontaktpersonen anzurufen. Infizierte und im Haushalt lebende Personen müssen sofort in Quarantäne.

Bei geboosterten Personen, die nach der neusten Regelung des Landes nun doch von der 2G-Plus-Regelung ausgenommen sind, reicht künftig der Impfnachweis für Restaurants und andere Einrichtungen. Das gilt direkt nach der Booster-Impfung.

Wer vollständig geimpft ist und sich danach mit Corona infiziert hat, sind – nachdem er oder sie wieder genesen ist – für sechs Monate mit geboosterten Personen gleichzusetzen. Danach ist eine Auffrischungsimpfung angeraten, so der Kreis. Vollständig Geimpfte und anschließend Genesene sind daher ebenfalls von der Testpflicht im Rahmen der 2G-Plus-Regel befreit.

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